Elf Nationen für Grisu
19.05.2010
Nur noch 9 Tage zu unserer Verabredung in Livingstone, Zambia. Während unsere Freunde sich daheim dankenswerterweise noch den Kopf zerbrechen, wie wir den Motor wieder zurück hieven können, ohne uns dabei zu verletzen – es sind wirklich super Vorschläge dabei und mit etwas Ruhe können wir es beim nächsten Motorschaden dann ganz alleine 😉 – haben sich hier die Ereignisse mal wieder überschlagen. Wir haben uns einen kleinen Zeitplan geschrieben, um möglichst viele Aktivitäten schon abschließen zu können, während wir auf die Ersatzteile warten. Eine davon hat uns und offenbar vielen anderen in den letzten Tagen Kopfzerbrechen bescheert. Denn obwohl wir die Straßen nach Baustellen mit Frontladern, die Felder nach Traktoren und Gewerbegebiete nach Gabelstaplern abgesucht hatten, waren wir in den letzten zehn Tagen diesbezüglich nicht erfolgreich. Nach unserem Zeitplan wollten wir den Motor heute einsetzen und tatsächlich war Marcel bis mittags mit den Vorbereitungen auch so weit. Aber es war kein neues Hebewerkzeug da. Dafür aber zahlreiche gute Tipps und Anleitungen zum Bau diverser Hebemechanismen. Schon zum Ausbau des Motors hatte ich genügend Holzbalken gekauft, um notfalls ein Hebegerüst bauen zu können. Aber irgendwie wollte Marcel immer noch nicht einleuchten, warum wir für eine Aufgabe, die beim Ausbau ca. fünf Minuten gedauert hatte, einen ganzen Tag mit den Vorbereitungen verbringen sollten. Marcel hatte schon wieder die manuelle Lösung im Kopf als plötzlich zwei überdimensionierte Offroad-Trucks ins Camp rollten. Begleitet von mehreren nagelneuen KIA-Allrad-PKWs kam eine spanische „Fussball-Expedition“ ins Camp. Scheinbar von den Großen aller Branchen gesponsort ist diese Truppe seit zwei Monaten von Ägypten unterwegs, um schließlich die Weltmeisterschaft zu besuchen. Gleich am ersten einrollenden Unimog mit einem riesigen Aufbau blieb Marcels Blick fassungslos haften. Er hatte auf dem Dach des Trucks einen schwenkbaren Kranarm entdeckt. Der spanische Fahrer muss sich sichtlich überfallen vorgekommen sein, als er ihn nach einer kurzen Begrüßung gleich löcherte, wieviel dieser Hebearm denn tragen könnte. „400 – 500 Kg“ war die Antwort. Unglaublich welche Hilfsmittel uns so unvermittelt geschickt werden. Es ist schon fast schade, dass wir dieses Geschenk am Ende dann doch nicht genutzt haben. Denn das größere Problem mit diesem riesiegen Truck – riesig, weil Grisu daneben mal wieder aussieht wie ein Zwerg, noch mehr als zuletzt in der tunesischen Wüste -, war, dass der Hebearm nur eine Reichweite von 50cm seitlich des LKWs hat.
Wir wollten uns schließlich nicht trauen, den Motor an diesen Hebearm zu hängen, und damit dann den Truck rangieren zu lassen. Zumal der Fahrer sich bzgl. der Tragkraft dann doch nicht ganz so sicher war. Er wurde sonst nur für Ersatzreifen genutzt. Und die Seitenwände des Truckaufbaus sahen dann auch nicht so stabil aus wie unser Motor.
Und da waren wir wieder bei der afrikanischen Lösung. Wenn beim Ausbau elf Männer an zwei 3,50m langen Balken den Motor herausheben konnten, aber noch sehr schwer heben mussten, dann musste es mit längeren Balken an denen noch mehr Männer Platz finden doch auch leichter gehen. Das Prinzip hatten wir doch schon in Ägypten gesehen. Je schwerer die Aufgabe umso mehr Leute.
Und so gings. Der Motor war heute noch etwas leichter als beim Ausbau, da einige Teile, die beim Herausheben noch angebaut waren noch nicht wieder montiert sind. Anstelle der drei Meter fünfzig langen Balken wurden aus den bereitliegenden Balken flugs zwei Balken von 4,50m Länge gesägt. Nun passten auf jede Seite eines Balken „bequem“ vier Kerle. Am Vortag war ein ausnahmsweise mal vollbesetzter Overlander-Truck ins Camp gerollt. Solche Leute kann man mit einem Bier zu fast allem überreden. Dann kam heute noch die besagte Gruppe Spanier und schließlich waren elf Nationalitäten, zwanzig Personen, 32 schwer tragende Arme, zwei Abschleppgurte, zwei Holzstämme, zwei Fotoapparate und eine Videokamera involviert, eben ein voller Erfolg! Julia hat fleißig Fotos gemacht, Ronja spanische Kontakte geknüpft, Marcel hat von oben, unten, innen und vorne geschaut, gehoben, gedrückt, gerufen und stellt Euch vor, selbst Johanna durfte endlich mitspielen und war voll stolz, als sie auch mal ölverschmiert und rotstaubig wurde. Nun ist der Motorblock wieder an seinem Arbeitsort, zwar fehlen wesentliche Teile noch, aber das Hauptgewicht ist drin und somit uns ein riesiger Felsblock vom Herzen. Abgesehen von der Ersatzteilpost können wir nun alles alleine schaffen. Und gut dass all die anderen jetzt noch nicht wissen, dass doch „wir“ Weltmeister werden :-).
Neben der weiteren wohlgeplanten Schrauberei bleibt uns nun nur noch das Warten auf die DHL-Pakete, die nun irgendwo zwischen Deutschland und Malawi auf dem Wege sind. Morgen erhalten wir auch die entsprechenden „Airbill“-Nummern, dann können wir den Weg gebannt nachverfolgen. Ich bin gespannt wer recht behält. DHL in Deutschland sagt, die Pakete brauchen 8-12 Tage – je nach dem wen man fragt -, der DHL-Mensch hier in Lilongwe sagt 4-5 Tage, die Erfahrung unseres Camp-Managers sagt, dass bislang die meisten Pakete nach 2 Tagen hier waren… wie auch immer, nach den Erfahrungen der letzten Tage, dürften wir uns ja eigentlich keine Sorgen machen. Bei vier Tagen Versand könnten wir den Zusammenbau und die Fahrt nach Livingstone noch bequem schaffen, bei fünf Tagen mit etwas Fahrstress auch noch, ab dann wirds knapp.
Donnerstag, Mai 20th 2010 at 13:28 |
Yeah! Wunder gescheh´n, ich hba´s geseh´n…(Nena)
Ich puste von hier aus mal ganz kräftig richtung süden, damit die Pakete mehr Rückenwind haben.
by the way: Gibts demnächst wieder mal etwas größere Bilder? Die alten wirken beim draufklicken viel stärker.
Micha
Donnerstag, Mai 20th 2010 at 14:38 |
DAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE für den Bericht!!!! alles alles Liebe!!!!! miss u! paula