Wilde Tiere auf der Straße
Di 06.04. – 07.04.10
Nachdem die Kinder alle „Ostereier“ gefunden und großteils vertilgt hatten, machten wir uns auf in Richtung Kitandililo. Wir hofften, endlich der extremen Luftfeuchtigkeit und Hitze zu entkommen. Doch der Weg sollte noch einige unangenehme Überraschungen für uns bereit halten.
Tansania ist ja nicht klein und wir nicht von der rasenden Sorte, aber das es so langsam losgehen sollte, hätten wir auch nicht gedacht. Da wir noch tanken und unsere Vorräte auffüllen mussten, querten wir noch einmal den Stadtrand von Dar es Salaam, was uns gleich drei Stunden Stau bescheerte. Der Verkehr in Dar ist wirklich unberechenbar. Jeder fährt und hält, wie und wo es ihm passt und zur zusätzlichen Behinderung stehen an den großen Kreuzungen noch Polizisten, die den Verkehr dann stoppen, wenn er ausnahmsweise mal rollt. Passiert tatsächlich etwas regelungsbedürftiges müssen sie meist dringend telefonieren….
So verliessen wir Dar erst am Nachmittag und uns wurde klar, dass unsere anvisierte Tagesetappe wohl nicht mehr zu erreichen war. Dafür ließen uns an diesem Tage die Polizisten am Wegesrand ziemlich in Ruhe. Keine Kontrolle der Scheibenwischer, Warndreiecke oder ähnliches. Wir übernachteten kurz vor dem Mikumi Nationalpark in einem, wie wir am nächsten Tag feststellten bereits stillgelegten Campingplatz, dessen Anfahrt uns im abendlichen Regen noch etwas Sorgen bereitete, aber bei Tageslicht betrachtet, waren die Schlammspuren doch gar nicht so tief.
Am nächsten Morgen querten wir langsam den Mikumi Nationalpark auf der Hauptstraße. Johanna und die Kinder waren ja vor ein paar Tagen hier schon ausgiebig auf Safari. Nun begnügten wir uns mit der kostenlosen Durchfahrt und sahen trotzdem ein paar Elefanten, Giraffen und diverse Antilopen. Ein beißender Geruch und unzählige Geier am Straßenrand wiesen auf ein nahegelegenen „Kill“ hin, aber wir konnten nichts entdecken. So trieb uns der Gestank schnell weiter. Leider merkten wir, dass Julia leichtes Fieber entwickelte. Bei der ersten „Dispensary“ – kleine Krankenstationen – die es fast in jeder Gemeinde gibt – am Wegesrand hielten wir an und ließen wie schon öfter auf der Reise einen Malariatest machen. Zum erschrecken aller, war er bei Julia diesmal positiv.Zum Glück hatten wir es gleich beim ersten Fieberschub erkannt und die medikamentöse Theparie schlug gleich an. Julia war eigentlich kaum etwas anzumerken.
Langsam rollten wir weiter und mit jedem Meter auch ins bergigere Hinterland. Die Landschaft wurde immer reizvoller. Schließlich durchfuhren wir eine kleines Tal, dessen Wasserlauf sich teilweise kleine Schluchten gegraben hatte. Zu allem Überfluss wurde auf diesem Teilstück gerade der Straßenbelag überarbeitet. Das machte die ohnehin schon enge Fahrbahn noch enger. Die Busfahrer der lokalen und überregionalen Busse schien das aber kaum zu stören. Als wir an einer Baustelle vor der obligatorischen Bodenschwelle runterbremsten, um dem dahinter stehenden Betonhinderniss auszuweichen, überholte uns so ein Wahnsinniger, schnitt uns, und demolierte uns den rechten, vorderen Kotflügel.
Wären wir nicht ohnehin schon so langsam gewesen, hätte uns dieser seitliche Rämpler leicht in die links von uns liegende Schlucht befördert. Dem Busfahrer nötigte es noch nicht einmal zu bremsen. Als wir ihn einige Kilometer später an einer Haltestelle auf den Schaden und die unübersehbaren und überführenden Schleifspuren an seinem Bus hinwiesen, zuckte er nur mit den Schultern. Ich plädiere zukünftig auch Warnschilder wg. tansanischer Busse aufzustellen, die sind offensichtlich gefährlicher als die wilden Tiere im Park.
Wir machten dafür eine frühen Stopp im gemütlichen „Old Farm House“. Als wir ausstiegen war es angenehm kühl. Tief aus unseren Schränken mussten die Sweater gekramt werden. Ich konnte diese Wohltat kaum fassen. Als es mit der Dämmerung selbst im Sweater zu kalt wurde, befürchteten wir schon wieder Fieberattacken, aber es war tatsächlich so kühl. Mittlerweile hatten wir telefonischen Kontakt mit Pastor Sanga aus Kitandililo herstellen können. Für den nächsten Morgen waren wir in Makambako verabredet. Nur noch gute 100 Kilometer von unserem Nachtlager. Das sollte zuschaffen sein. Ich hatte mir vorgenommen, die Woche in Kitandililo zur Motorkontrolle zu nutzen und vielleicht kleine offene Baustellen zu schließen, aber es sollte anders kommen.