Alle Mechaniker sind schwarz

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"schwarze Hände, schwarze Füße - Du... "(Otto)

"schwarze Hände, schwarze Füße - Du... "(Otto)

17.02.-05.03.2010 Nairobi

Nun sind wir geschlagene zwei Wochen hier in Nairobi. Die Kinder haben sich zur Genüge ausgetobt und sind froh weiter fahren zu können. Auch wenn es einen Ausflug ins Elefantenbaby-Asyl und zur Giraffenfütterung gab, sie sich mit der Tochter des Chefs angefreundet haben und abgesehen davon den Platz hier richtig aufmischen konnten, wollen sie nun endlich wieder Tiere sehen. Und zwar in freier Wildbahn. Das ist ein Auftrag. Aufträge hatte ich in den letzten zwei Wochen genug zu erledigen, aber diesen gehe ich nun wieder mit großer Freude an. In den letzten Tagen ist es öfter vorgekommen, dass mich Neuankömmlinge für einen der Mechaniker hielten. Ich war fast immer fast genauso schwarz wie die Angestellten und habe auch endlich alle bisherigen Probleme beseitigt. Nur die Luxusaufträge sind noch offen. Der Turbolader wurde überprüft und als vollkommen in Ordnung befunden, die Ventildeckeldichtung wurde ausgetauscht, ebenso die Zylinderkopfdichtung. Ventile wurden neu eingeschliffen, das seit Tunesien angerissene Auspuffrohr wurde ausgetauscht dabei viel das alte Stück gleich entzwei, der angerissene Gepäckträger für unser Ersatzrad wurde geschweißt und verstärkt und natürlich wurde die Bremse repariert. Mit gemischten Gefühlen machte ich mich mit der defekten Bremskolbenmanschette und dem Bremskolben ins „Autoviertel“ von Nairobi. Doch im empfohlenen Laden traf mich fast der Schlag. Diesmal im positiven Sinne. Ich stellte den Bremskolben samt Manschette auf den Tresen und hatte noch nicht ganz meinen Satz beendet, dass ich gern diese Manschette ersetzt hätte, da hatte der Verkäufer auch schon erkannt, dass es ein Mercedesteil ist und legte mir die passende Manschette vor die Nase. Mein ungläubiges Nicken brachte ihn gleich dazu, das Teil flugs zu montieren. Umgerechnet 1,50 Euro sollte es kosten. Anstatt zu zahlen, ging mir erstmal durch den Kopf, dass ich wg. dieses läppischen Betrags 1200 Kilometer ohne Bremsen gefahren war. Vom Ausmaß (kleiner als ein 5 Mark-Stück – wer es noch kennt) hätte das Teil  in jede Ersatzteilkiste gepasst… zu dumm. Der Verkäufer indess verstand nicht, warum ich nur vor mich hinstarrte und nicht bezahlte.

Das nachgeholt ging es zurück. Tags zuvor hatte ich fast einen Herzinfarkt bekommen, da die Feuerwehrbauer, den Dieseltank nur einen knappen Zentimeter hinter den Hauptbremszylinder gebaut hatten. Genau dieser Platz schien nun aber zu fehlen, um den Bremszylinder auszubauen. Hätte ich nun den Tank erst anheben müssen, wäre das einer Zerlegung der gesamten vorderen Kabine samt Heizungsanlage etc. gleich gekommen. Dabei hatte ich am Unterbau sprich der Fahrzeugtechnik bewusst nichts geändert. Nach zwei Stunden gepflegter Flucherei fand ich dann doch noch einen Weg den Bremszylinder heile zu demontieren und schließlich auch wieder zu montieren. Gestern wurde dann endlich das Herz von Grisu wieder montiert. Theoretisch hätte ich diese Montagearbeiten auch ohne Werkstatt im Hintergrund erledigen können, zumal eine Motorradwerkstatt selten für die Belange eines 55 Jahre alten Trucks ausgestattet ist. Aber es ist immer gut, einen Mechaniker in der Nähe zu haben, den man mal um Rat fragen kann. – Oder um den eigenen Drehmomentschlüssel zu überprüfen.

Gut so, denn unserer hatte sich scheinbar durch die Rüttellei auf den letzten 1000 Kilometern dermaßen dejustiert, dass er vollkommen nutzlos, besser sogar eher hinderlich war. Nur durch gesundes Misstrauen, hatte ich die Anzugmomente mit dem werkstatteigenen Schlüssel noch einmal gegengeprüft und musste feststellen, dass unserer bei weitem zu früh anzeigte, die Schraube sei fest genug. Wäre das nicht aufgefallen, wäre das nächste Motorproblem vorprogrammiert und umso schwerer nachzuvollziehen, da ich ja selbst die Drehmomente angezogen hatte… Wiedermal Glück gehabt. Unser Drehmomentschlüssel wanderte direkt in die Tonne.

Nun ist alles soweit gerichtet. Der Regen hat sich als regelmäßiger Bestandteil des Tages eingerichtet und für uns wird es nun endlich Zeit mal wieder in Bewegung zu kommen. Die Vorräte sind wieder aufgestockt und Grisu wurde ein weiteres Mal entrümpelt. Der Regen wird zwar in den nächsten Wochen wohl unser ständiger Begleiter, denn die Regenzeit hat früher als erwartet eingesetzt und auch weiter südlich soll es sich regelrecht eingeregnet haben. Wir werden sehen. Vor uns liegen berühmte Wildparks (z.B. Tsavo, wo einst die menschenfressenden Löwen ihr Unheil getrieben haben), lange weiße, palmenbestandene Strände… und bald auch unser erster Besuch aus der Heimat. Grund genug wieder auf die Tour zu gehen. Hoffentlich für eine Weile ohne Schrauberei…

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