So, nun haben wir endlich eine Idee, wie unser Weihnachten aussehen wird. Die Erledigungen in Kairo (die Visa für die Weiterreise sind da!) und unsere vorherigen Zwischenstopps haben unsere ursprüngliche Vorstellung, Weihnachten in Luxor zu verbringen etwas ausgebremst. Deshalb wollten wir eigentlich spätestens morgen früh in die Wüste aufbrechen, um diesem Ameisenhaufen zu entkommen, denn einen für „Camper“ erholsamen und gemütlichen Ort (Nachtplatz) scheint es in Kairo kaum zu geben. Aber dann kamen heute mal wieder unerwartete Dinge zusammen. Zum einen ist nach nun fast vier Monaten erstmals unsere Gasflasche leer und damit die Küche kalt. Unpraktisch für einen einsamen Aufenthalt in der Wüste. Zum anderen haben wir über den Regierungsarzt der deutschen Botschaft von einer Christmette erfahren. Zu allem Überfluss hat er uns sogar gleich bis zur Kirche und unserem Auto gefahren. So haben wir sogar eine theoretische Chance, es morgen wieder zu finden. Beide kleinen Ereignisse haben dann zum Entschluss geführt, einen gemütlichen heiligen Abend nach heimischer Tradition zu verbringen. Gas für unsere Gasflasche in Kairo zu bekommen ist zwar möglich, wie alles in dieser ausufernden Stadt aber eine Frage der Ortskenntnis und damit der Zeit. Und nach allen Besorgungen frühestens mittags die Stadt zu verlassen, um im Schneckentempo einen Schlafplatz außerhalb von Kairo zu finden, könnte in buchstäblich vorweihnachtlichen Streß ausarten und ist damit abgewählt worden. So werden wir voraussichtlich erst die folgenden Feiertage in wüster Ruhe verbringen. Dabei hatte ich mich erst vor wenigen Tagen so richtig mit diesem Gedanken angefreundet, nachdem eine liebe Mail aus der Heimat – danke Anderl – mich an die räumliche Nähe des weihnachtlichen Geschehens erinnerte. Da fand ich den Gedanken im „Holzstall“ in der Wüste zu stehen schon fast passender als die ins Herz gebrannte Sehnsucht nach einer weißen Weihnacht. Nun haben wir die Parallele noch etwas verlängert und hausen am heiligen Abend in unserem zugegeben konfortablerem „Holzstall“ irgendwo in Kairo, buchstäblich auf der (unfertigen) Straße. Aber um keinen zu verunsichern, es ist einer der ruhigsten Orte, die wir in Kairo bislang entdeckt haben, im Stadtteil El Maadi (selbst schon unglaublich groß) zwischen vielen noch nicht fertigen Neubauten – auch wenn einige wie verfallene Altbauten aussehen – mit eigenem Tag- und Nachtwächter. Was bleibt ist der äußerlich extrem unweihnachtliche Eindruck. Aber so fällt es umso leichter sich auf das Geschehen und die Stimmung im Holzgebälk zu konzentrieren.

Heute hatten wir wieder mal viele Gelegenheiten ein paar weitere Eindrücke von dieser Stadt zu bekommen. Ich glaube zum Kennenlernen braucht man bestimmt Jahre. Selbst die Taxifahrer kennen sich meist nur auf den Hauptstraßen und bis ins jeweilige Viertel aus. Dort angekommen, wird dann während der Fahrt der weitere Weg mit dem benachbarten Auto besprochen. Egal ob im Stop and Go oder bei 60 km/h. Ich hab heute den Fehler gemacht und mit der kleinen Kleinbildkamera die Fahrt zu filmen. Scheinbar hat unseren Fahrer das zu noch rasanterer Fahrweise angestachelt. Wir sind hin und her gerissen, was besser ist. Selbst in diesem Chaos zu fahren, oder sich von diesen Verrückten fahren zu lassen… Ameisenhaufen trifft wohl auch nur die Verkehrswege, passt aber bestimmt nicht so richtig auf Kairo. Denn ich habe noch nie eine Ameise mitten bei der Arbeit schlafen sehen. In Kairo sieht man das überall. Seien es die zahlreichen Wachposten vor Gebäuden oder an Kreuzungen in ihren kleinen Häuschen, sei es der Mechaniker auf dem Autodach sitzend am Straßenrand. Sei es irgendwer am Straßenrand stehend…. Aber wahrscheinlich sind es die gleichen, die die Stadt nachts am Laufen halten… zum Glück wird man ja alle paar Stunden vom Muhezin geweckt 🙂 . Bilder und Video kann ich leider übers Handy kaum versenden, aber vielleicht schaffen wir das morgen noch.

This entry was posted on Donnerstag, Dezember 24th, 2009 at 00:27 and is filed under Allgemein, Reise. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.