Rückblick Kairo und Gizeh
Hallo zusammen,
es ist schon wieder viel Zeit vergangen, aber es gibt uns noch, und es
geht uns sehr gut. Hier ein kleiner Rückblick – Teil 1: 05.12.-10.12.09
Nach einem Tag Auspannen und interner Organisation im Auto und im Internet (die Geißel des modernen Reisenden 😉 ) haben wir uns am Nikolaustag zu den Pyramiden aufgemacht. Die Kinder konnten es kaum glauben, dass das Schuheputzen seine Wirkung nicht verfehlt hatte und der Nikolaus uns sogar hier im fernen Kairo gefunden hat. Es war auch klar, dass er nicht so viel mitbringen konnte, denn er musste ja ziemlich schnell aus Deutschland den weiten Weg zu uns fliegen. Da kann man nicht viel Gepäck mitnehmen. Sozusagen als Nikolausgeschenk haben wir uns dann mit Grisu ins Getümmel zu den Pyramiden von Gizeh aufgemacht. Es war unsere erste Erfahrung im berühmten Kairo-Verkehr. Macht richtig Spaß – zumindest aus unserer Perspektive. Nur die Verkehrsführungen sind sehr gewöhnungsbedürftig. Kreuzungen überfährt man häufg nicht gerade sondern biegt rechts ab um kurz drauf oder viel später einen U-Turn zu machen und dann wieder rechts abzubiegen. Endlich angekommen wurde unser Auto zunächst der gefährlichen Gasflasche entledigt (bei der Polizei untergestellt) damit wir das Pyramidengelände auch befahren durften. Man hätte aber auch gut laufen können. Irgendwie sehen die Pyramiden von weiter weg viel größer aus, aber man braucht einige Zeit um die Dimensionen und die Bedeutung zu begreifen. Julia und Ronja waren natürlich hellauf begeistert, die Pyramiden auch von innen betrachten zu dürfen. Für Kinder in ihrem Alter ist der Eintritt übrigens überall gratis. Für sie war der Einstieg natürlich viel einfacher, denn da, wo wir in gebückter Haltung zig Meter steile Gänge krabbeln mussten, konnten die beiden bequem stehen. Ziemlich beeindruckend diese Architektur und vor allem die Präzision bis hin zu den Schließmechanismen betrachten zu können. Selbstverständlich ist das Gelände vollkommen überlaufen, aber man kann trotzdem ruhige Ecken finden, um diese Szenerie auf sich wirken zu lassen. Angeblich könnte man aus dem Material der Cheops-Pyramide eine Stadt für 120.000 Einwohner bauen…
Gegen Abend haben uns die ägyptischen Sicherheitskräfte mal wieder geärgert. Plötzlich war der Rückweg durchs Pyramidengelände Einbahnstraße (zuvor beidseitig befahrbar) und wir mussten aussen rum wieder zu unserem Einfahrtstor, um die Gasflasche zurückzuholen. Klar, dass da schon geschlossen war…
Am Abend waren wir aber wieder komplett auf unserem Campsite. Ein sehr staubiger Platz, mit vielen Mücken, sehr gewöhnungsbedüftigen sanitären Anlagen aber dafür sicher und manchmal auch ruhig. Ein Wort, dass man Kairo eigentlich nicht kennt. Einen weiteren Tag haben wir zum eigenenen Erstaunen mit den Kindern im Ägyptischen Museum verbracht. Die Kinder waren begeistert von den vielen Sarkophagen, dem Goldschmuck, den uralten Gänsebildern (mit fast perfekt erhaltenener 5000 Jahre alter Farbe) und vor allem den Statuen. Am Ende des Rundgangs standen wir vor einer mindestens fünf Meter hohen Kolossalstatue von Amenophis III. und Teje (ich Kulturbanause hätte die Namen schon wieder vergessen). Ronjas Kommentar: „So eine brauchen wir von Euch aber nicht.“
Die restlichen Tage verbrachten wir mit Wäsche waschen und Behördengängen (bzw. Taxifahrten) und Ersatzteilsucherei. Am Ende blieb doch nichts anderes als die Bestellung in Good old Germany. Als wir am Donnerstagnachmittag auch das Reifenproblem fürs erste geklärt hatten und klar war, dass wir ohnehin wegen des Sudan-Visums und des Ersatzteilpaketes noch einmal zurückkommen müssen, sind wir aus Kairo geflüchtet. Irgendwie fühlt man sich schon stark beengt, wenn man nicht wie gewohnt mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sein kann. In Kairo sind tagsüber LKWs verboten und einen Parkplatz hätten wir ohnehin wohl kaum gefunden. Aber es sollte sich bewahrheiten, dass man seinen Vorsatz nicht im Dunkeln zu fahren, nicht brechen soll. Wir hatten vor nach Suez zu fahren, und dort auf dem Gelände des Youth Hostels zu übernachten, wie im Reiseführer beschrieben.
Dort angekommen mussten wir feststellen, dass das Gebäude dem Bauboom zu Opfer gefallen war und mitten in der 600.000 Einwohner-Stadt wollten wir dann doch nicht übernachten. – Also wieder raus. Aber von der Schnellstrasse auf der wir dummerweise wieder landeten, gab es kein Entkommen. Richtig froh waren wir daher, als wir den Rastplatz sahen. Mit netter Grünanlage. Dort bereiteten wir unser Nachtlager. Kaum fertig, kam der erste Bus auf den bis dahin leeren Rastplatz. Ägyptische Busse lassen wohl grundsätzlich den Motor laufen, hupen um die Gäste wieder einzusammeln… Ab diesem Zeitpunkt, gab es keinen Moment, in dem nicht ein Bus neben uns lärmte. So früh sind wir noch nie wieder unterwegs gewesen…
Dienstag, Dezember 15th 2009 at 18:05 |
Ihr 4 Abenteurer!
Unglaublich wie spannend es ist von Euch zu hören! Tausend Dank für die treue Nachrichten per Satellit und SMS und überhaupt! Das war das schönste Geschenk.
Hier ist alles im Weihnachtszauber, denn endlich ist es knackig kalt und weihnachtlich. Aber in drei Wochen folgen wir Euch in den Süden :-)))))
Wie verbringt Ihr das Fest der Liebe? Und wo plant Ihr Silvester zu sein???
Bin ich neugierig?
Ihr fehlt!
Eure
(Godi) M
Mittwoch, Dezember 16th 2009 at 22:12 |
Lieber Marcel, alles Gute zum Geburtstag!!! ich tu dir einen aus! Wie wärs in der Windsor Bar in Kairo? Auch wenns euch nicht so sehr in Kairo gefallen hat, muss ein Super Laden sein. Als kleiner Leckerbissen hier eine kleine Beschreibung von Christian Kracht aus seinem Buch „Ferien für immer, die angenehmsten Ort der Welt“:
Dieses staubige Refugium der Kairorer Intelligenz befindet sich im ersten Stock des etwas heruntergekommenen Windsor Hotels. Bereits im Treppenhaus überraschen vergilbte Werbeplakate der Swissair aus den sechziger Jahren. Vom Gebrauch des schmiedeeisernen Fahrstuhls ist jedoch dringend abzuraten, da er nur im vierten Stock hält.
Betritt der Durstige nun die Bar, wird er vom nubischen Keeper mit Fez an einen der braunen Resopaltische geführt. Die verschiedenen Sitzecken der Bar sind jeweils einem mitteleuropäischen Land gewidmet. So gibt es zum Beispiel die Original-DDR Lounge mit dem Portrait Erich Honeckers, Anwar EL Sadat die Hand schüttelnd. Ein Wimpel mit Hammer und Zrikel ziert den Tesch, auf dem eine Schale mit salzigen, nich wohlschmeckenden Fischnüssen steht.
Die Ventilatoren an der Decke durchmischen mit verminderter Geschwindigkeit die schwere Luft, und während der Keeper fälschlicherweise die ersten eisgekühlten Stella-Export-Biere öffnet – das Stella-Local-Bier, das man stets bestellen sollte, ist nämlich um einiges trinkbarer – gibt es einen der üblichen Kairoer Stromausfälle. Am Nachbartisch verstummt das GEspräch der drei letzten liberalen ägyptischen Journalisten, die noch bei der Zeitung Al-Ahram schreiben.
Der Besitzer des Hotels, Mr. Doss, eilt hörbar keuchend die Treppen hinauf. Er entschuldigt sich in gebrochenem Französisch, herrscht den Keeper an, er möge sofort Kerzen entzünden und eine Runde Admiral’s Black Table Whiskey ausgeben, das hiesige Bootleg-Pendant zu Johnny Walker Black Label. Verstört kramt der Nubier unter dem Tresen nach Kerzen, und gerade in dem Moment, als er hinter der Bar hervorschlurft, um dem Befehl seines Chefs nachzukommen, geht das Licht wieder an. Die Ventilatoren beginnen wieder ihre Bahnen zu ziehen, und Mr. Doss atmet sichtlich erleichtert auf. „Noch mal billig davongekommen“, nuschelt er auf Englisch und verlässt eilig den Raum.
Draussen im Flur markieren angeklebte Postkarten aus Wild-West-Filmen die Geschlechtsbestimmung der Aborte. Gary Cooper ist für Herren, Jane Fonda für die Damen. Der Muezzin ruft mit rauher Stimme zum Abendgebet. Oben erfüllen die angenehmen, ebenfalls braunen Zimmer des Windsor-Hotels alle an der Bar genährten Wünsche.
Windsor Bar, Alfi Bey Str. 19, 11511 Kairo, Tel.0022-2-5915277
Da bleiben doch keine Wünsche mehr offen oder?
Hoffe du hattest auch ohne die Windsor Bar einen schönen Tag! Um ein Bier mit mir kommst du beizeiten allerdings trotzdem nicht herum!
liebsten Gruß an alle von Nille und Sille