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endlich ein Schlafplatz

endlich ein Schlafplatz

Mittwoch, 2. Dezember:

Wir genießen unseren ersten Morgen in Ägypten endlich ohne Zeitdruck und trödeln mal so richtig vor uns hin. Wir wollen heute ohnehin nur bis nach Marsa Matrouh, Ägyptens angesagtestem Badeort am Mittelmeer. Die knapp 200 Kilometer sind kaum die Hälfte unser bisherigen Tagesetappen. Aber wir verkalkulieren uns mal wieder, denn die Sonne geht nun schon um 17 Uhr unter. Vor wenigen Tagen war es noch 18 Uhr, aber wir sind ja auch einige 1000 Kilometer weiter nordöstlich und die Wintersonnenwende rückt näher. Wir erreichen Marsa Matrouh in der Dämmerung, aber wieder hilft uns die helle Mondnacht, überhaupt eine Chance zu haben, einen Nachtplatz zu finden. Wenn man schon an einem der schönsten Mittelmeerstrände Ägyptens ist, will man als Wildcamper ja auch am Strand stehen. Aber das ist eine folgenschwere Fehlentscheidung.

Nachdem wir vergeblich an verschiedenen Stellen einen Vorstoß zwischen den Hotelkomplexen, Ferienanlagen und sonstigen Bebauungen zum Strand versucht haben, finden wir in einer nicht fertig gestellten Feriensiedlung endlich einen schönen Platz. Doch bei der Zufahrt auf den Strand übersehen wir eine im Sand verborgene Felsstufe und sitzen dahinter gleich richtig im feuchten Sand fest. Mit viel Schaufelei und allem bordeigenen Bergewerkzeug haben wir fast eine Rampe geschaffen, auf der wir wieder festen Boden unter den Rädern erreichen könnten, als mit lautem Geschrei am Strand Gestalten auf uns zu rennen. Im hellen Mondschein ist leicht zu erkennen, dass einer ein Gewehr im Anschlag hat. ‚Welcome to egypt‘. Doch die Situation entspannt sich schnell. Als Johanna mit den Kindern ins Auto flüchtet, erkennen die Militärs ihre Überreaktion und wenden die Waffen ab. Trotzdem dauert es einige Zeit, bis wir alle ein gemeinsames Verständnis der Situation haben. Wie wir hier hinkommen, wieso wir hier buddeln, was wir hier wollen… Als das geklärt ist, schwenkt die Stimmung um und im Nu winken sie ab, ich kann mit dem Buddeln aufhören. Kurz darauf gibt ein Traktor Grisu den fehlenden Ruck und wir haben wieder festen Boden unter den Rädern. Allerdings kaum noch Luft darin, die hatte ich kurz zuvor abgelassen. Am nächsten Morgen soll sich rausstellen, dass unser neuerworbenes Manometer und Lufteinfüllstutzen nicht mehr funktioniert. Diesen Abend fahre ich also nur noch mit vorgegaukelten 4 Bar in den Reifen und wundere mich, wieso die Reifen viel platter aussehen.

Aber wir dürfen an unserem ausgesuchten Platz nicht bleiben. Das sei Polizeigebiet. 10 km weiter ginge es. Also machen wir uns auf und erreichen am Ende der Uferstraße einen menschenleeren Parkplatz hoch über dem Strand. Aber menschenleer ist nicht ganz richtig. Einen gibt’s. Natürlich ein Militär. Hier dürfen wir nicht übernachten… Aber wieder keine vernünftige Erklärung, warum nicht. „Wo dann?“ Wir ernten nur Achselzucken. Also wieder zurück nach Marsa Matrouh. Johanna hatte da beim ersten Eintreffen unbebaute Stellen am Strand gesehen. Die Stadt ist so groß, dass wir uns hier auch nicht einfach an die Straße stellen wollen. Tatsächlich finden wir auf der Landzunge direkt vor Marsa Matrouh am „Rommel – Beach“ tatsächlich ein Fleckchen, das gut aussieht. Hinter der letzten Düne ist ein Schotterplatz und von dort aus führen sogar, in Konstruktion befindliche Parkplätze außer Sichtweite der Straße und dafür mit Blick aufs Meer. Es ist 24 Uhr, wir fallen todmüde ins Bett. Die Kinder schlafen schon lange in ihrem Zimmerchen. Um 3:40 Uhr weckt uns aggressives Geschrei. Im Mondschein erkennen wir zwei Gestalten, die in weiter Entfernung an unserem Auto in Richtung Strand laufen. Immer wieder das gleiche brüllend. Doch das Geschrei kommt näher. Schließlich stehen die beiden an der Fahrertür. Wieder das Gewehr im Anschlag. Die beiden Jungspunde nehmen ihre Aufgabe ernst, aber auch sie weichen gleich zurück, als sie erkennen, dass hier harmlose Urlauber schlafen. „No Problem, don’t worry“. „No sleep, here!“

Tagsüber frei zugänglich, zur Freude aller

Tagsüber frei zugänglich, zur Freude aller

Aber genau darüber „worry“ ich gerade, um kurz vor vier. ‚Wir könnten ja unten auf der hellbeleuchteten Strandpromenade übernachten.‘ Schließlich geleiten sie uns die 100 Meter zurück auf den Schotterplatz. Hier dürften wir stehen bleiben. Und dafür den ganzen Terror mitten in der Nacht. „Good night in egypt“…

One Comment

  1. Comment by Paula:

    Meine Güte, es war zwar früher bei unseren Reisen immer heikel, einen echten „Florian-Platz“ zu finden, aber sowas… Gute Schutzengel!

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