Welcome to Egypt
Auch diese Steinwüste lassen wir hinter uns. Leider nicht ohne auch unseren zweiten Ersatzreifen zu wechseln. Am rechten Hinterrad hat sich eine unschöne Beule in der Reifenflanke gebildet. Den irgendwann daraus resultierenden, platzenden Reifen wollen wir nicht riskieren. Trotzdem sind wir fast früher unterwegs als an den vorherigen Tagen. Johanna und ich spüren beide den immer stärker werdenden Drang, nach Ägypten zu kommen. Irgendwie komisch, denn Libyen gefällt uns sehr. Aber etwas bremst uns beim Genuss des Landes. Vielleicht ist es die ständige Begleitung durch eine fremde Person, was im Falle Ahmeds noch durch die Kommunikationsprobleme verstärkt wird. Obwohl ein arabisch sprechender Begleiter ja viele Möglichkeiten erst eröffnen kann, haben wir das Gefühl, dass auch ganz viel Kontakt damit abgeblockt wird. Bei jeder Kontrolle fragen wir uns bei der Diskussion zwischen Ahmed und der Polizei, ob es Probleme gibt, worum es geht, aber es bleibt uns jedesmal ein Rätsel. Auch Kontakte mit anderen Einheimischen bleiben somit viel seltener als ohne Begleitung, wenn man sich selbst mit Händen und Füßen allein in das Alltagsleben stürzt. Nicht zuletzt die doch erheblichen Kosten für den Führer und damit der enge Zeitplan verstärken unseren Drang nach Ägypten, wo wir uns endlich wieder ruhigere Reisetage erhoffen. Mich plagt zusätzlich der Gedanke, was wir tun, wenn die Ägypter uns wider Erwarten aufgrund unseres bereits abgelaufenen Visums nicht hereinlassen. Die Libyer würden uns auch nicht wieder reinlassen, zudem müssten wir, wenn, dann auch erneut einen Führer organisieren. Dummerweise hatte ich Tags zuvor im Libyenführer gelesen, die Ägypter würden keine Visa an der Landgrenze ausstellen. Im Ägyptenführer war das vager formuliert.
Endlich erreichen wir Tobruk. Die letzte große Stadt Libyens. Und hier finden wir sogar mal wieder ein offenes Internetcafé. Allerdings wären Brieftauben wohl fast genauso schnell gewesen wie die Leitungen dort. Dafür lacht uns im Gemüseladen Blumenkohl an. Das wird ein Abendessen 😉 . Nach einem kurzen Besuch der Kriegsgräberstätte in Tobruk, einem aus meiner Sicht etwas zu monumentalem Bauwerk hoch über dem Hafen von Tobruk, liegen die letzten 130 Kilometer bis zur Grenze vor uns.
Mit jedem Kilometer merke ich, wie mein Herz leichter wird. Tatsächlich erreichen wir die Grenze und Dank Ahmed sind alle eigentlich für uns wichtigen Dokumente nach nicht einmal einer halben Stunde abgefertigt. Allerdings warten wir dann, warum auch immer, fast eineinhalb Stunden auf Ahmed, der irgendwas wegen unserer Nummernschilder, die er eh behalten soll, erledigen muss. Ohne weiteren Mehrwert für uns erreichen wir dann endlich, aber leider erst spät im Dunkeln schon nach 19:00 Uhr die ägyptische Seite der Grenze. Aber wie zur Bestätigung meines Bauchgefühls werden wir auf der anderen Seite mit offenen Armen Empfangen. Nicht ein Grenzer, der nicht in jedem zweiten Satz ein „welcome to egypt“ einfließen lässt. Julia und Ronja kriegen gleich mehrfach Heiratsangebote von den Grenzern. Es fällt natürlich gleich auf, dass unsere Visa abgelaufen sind. Aber „no problem“. Wir bekommen für jeden Schritt einen Beamten an die Seite gestellt, der uns durchs Gelände führt. Unter anderem zur immer noch geöffneten Filiale der „national bank of egypt“, ein kleines unscheinbares Fenster mit Fensterläden, in der ich neben dem Geldtausch auch für je 15 $ ein neues Visum für uns erstehen kann. Leider lässt sich hier die Aufenthaltsdauer nicht verhandeln. Um mehr als 4 Wochen zu bekommen, müssen wir nochmal in Kairo zu den Behörden. Irgendwann, ganz unmerklich, wird ein freundlicher Beamter durch einen ebenso freundlichen Schlepper getauscht – Uniformen trägt hier ja auch nicht jeder Polizist, aber das merke ich erst später. Für sogar weniger als erwartet, erhalten wir in der Rekordzeit von zwei Stunden alle Papiere, neue Nummernschilder, eine zwei Monate gültige Versicherung und eine ägyptische Straßenzulassung. Zudem ist der Wechselkurs noch besser als ich gehofft hatte. Achja, der Schlepper gibt sich nun als solcher zu erkennen, aber mit umgerechnet 2,50 Euro hat er uns auch einen guten Dienst erwiesen. Abgesehen davon, dass ich die einzelnen Büros nie gefunden hätte, hätte ich auch vergeblich vor verschlossenen Türen gestanden und wohl auch nie eine zweimonatige Versicherung zum Preis für einen Monat erhalten. Um 21:30 Uhr sind wir abfahrbereit. So freundlich bin ich noch nie durch eine afrikanische Grenze geleitet worden. Doch einen Wehrmutstropfen soll es geben. Wir sollen noch warten, bis uns eine Polizeieskorte begleiten kann. Wieso? Wohin begleiten? Ich rede mir den Mund fusselig, ob denn dieses schöne Land so gefährlich sei oder wir so gefährlich aussehen, ob die Polizei dann heute Nacht auch noch mit uns campen wolle?…. Nach fast einer Stunde Diskussion dürfen wir fahren… Kaum sind wir durchs Grenztor, klebt ein Polizeiwagen vor uns. Die wenigen Kilometer nach Salloum bleiben wir dicht beinander, dann am Beginn der ägyptischen Autobahn erneute Diskussion mit einem neuen Polizisten im „Gestapo-Mantel“. Wir könnten doch hier am Kontrollpunkt übernachten. ‚Super, direkt neben den palavernden Polizisten, am besten noch im Flutlicht?‘ ‚Welcome to egypt‘. Schließlich dürfen wir doch wieder weiterfahren und, einen günstigen Moment abpassend als unsere polizeilichen Begleiter etwas weiter auf Abstand sind, schlagen wir uns abseits in die Wüste und verstecken uns mit Grisu hinter eine monströsen Palme. Um 23 Uhr genießen wir dann unseren Blumenkohl…
Montag, Dezember 7th 2009 at 22:20 |
Hallo Ihr 4, bin Omama von den 6en aus Köln, die ebenfalls mit einem feueroten Spielmobil( rotes Feuerwehrauto) auf der anderen Seite von Afrika z.Zt. Mauretanien unterwegs sind. Wir verfolgen die Reisen mit viel Interesse und Spannung, möge für Euch auch alles weitehin so gut gehen wie bisher.Ich wünsche eine schöne Adventszeit und eine schöne Weihnachten.
Montag, Dezember 7th 2009 at 23:20 |
Hallo uschi mut…,
es freut uns, dass du auch hier mitliest. Ich habe gleich mal geschaut. Die Reiseberichte von den 6 im anderen Feuerwehrauto gibt es hier:
http://www.umdiewelt.de/Afrika/Nordafrika-und-Sahara/Marokko/Reisebericht-4576/Kapitel-5.html
Auch den 6 von hier (vom ) eine schöne spannende Reise. Werde das verfolgen.