Libyen einmal quer (reloaded)
Mit unserem neuen Führer an Bord starten wir in Sabha mit einem kurzen Einkauf – entgegen unserer Erwartungen hatten doch ein paar Geschäfte an diesem dritten der drei Feiertage geöffnet. Es bleibt so ziemlich das einzige Highlight des Tages. Es folgen endlose Kilometer durch öde Steinwüsten auf teils passabler Teerstraße, teils von der Hitze und dem schlechten Untergrund „aufgefalteter“ Asphalt-Buckel-Piste. Ich bin selbst erstaunt wie problemlos die Kinder diese Streckentage mit uns bewältigt haben. Kein Murren oder Motzen, zumindest nicht mehr als an Tagen, wo wir gar nicht fahren 🙂 . Es gibt lediglich Diskussion über das Musik- und Hörspielprogramm.
Ahmeds Englisch-Kenntnisse lassen sich leider auch mit dem Wort „rudimentär“ nur übertrieben umschreiben, und sein Engagement sich mit Zeichensprache auszudrücken bzw. uns mehr Arabisch zu vermitteln ist auch mehr als begrenzt. Reden gehört wohl nicht zu seinen Stärken. So wird die Zeit ziemlich ruhig und leider auch nicht sehr informativ, dabei wäre diese Strecke ideal dazu. Wir passieren am ersten Tag die sog. schwarzen Berge (wirklich öde schwarze Geröllberge), die Jufra-Oasen und die Waddan-Berge, um dort in einem kleinen Wadi zu übernachten. Es wird spürbar wärmer nachts.
Am nächsten Tag passieren wir Sirte und erleben mal etwas Abwechslung. Erstmals werden wir längere Zeit in einer Polizeisperre, davon gibt es richtig viele in Libyen, festgehalten. Wir erfahren von Ahmed und aus unserem Libyen-Buch, dass hier in der Gegend Gadhaffis Erholungssitz sein soll. Normalerweise sollen aber die Kontrollen hier recht lasch sein. Das lässt den Schluss nahe, dass der Chef persönlich gerade da ist. Unsere Durchfahrt durch die Gegend wird telefonisch mit verschiedenen Stellen abgeklärt, dann dürfen wir passieren. Und tatsächlich: in der Ferne kann man zwei riesige Zelte erkennen. Zelte sind sonst in Libyen eigentlich aus dem Alltagsbild verschwunden und die in der Ferne sichtbaren erinnern eher an das Olympiastadion in München. Zudem führt eine Asphaltstraße scheinbar direkt dorthin, das kann kein Zufall sein. Als schließlich direkt am Abzweig zu den Zelten die Straßen schlagartig zur libyschen Autobahn ausgebaut ist und am Straßenrand alle 100 m ein Schild in lateinischer Schrift die Slogans von Gadhaffis proklamiert, ist klar, dass das hier seine „Show-Strecke“ ist. Leider ist Ahmed auch bei der Weg-Suche nicht wirklich behilflich, ohne die präzise Beschreibung in unserem Buch wären wir an den wenigen Kreuzungen in die Irre geleitet worden. Den Rest des Tages fahren wir entlang der Küste und übernachten in weißen Dünen in einer unglaublich hellen Mondnacht… Gibt es was schöneres als Vater als einen Mondscheinspaziergang mit seinen Prinzessinnen durch weiße Dünen zu machen?
Schließlich erreichen wir am dritten Tag den Verkehrsknotenpunkt Adjabia. Leider ließ auch hier kein geöffnetes Internet-Cafe finden. Es folgt eine der langweiligsten oder besser gesagt, ruhigsten Strecken in ganz Libyen. Die Großstadt Benghasi aussparend führt eine teils neue Asphaltstraße über 390 km fernab von jeglicher belebter Ortschaft durch die Wüste. Highlight auf der Strecke sind insgesamt 7 Kurven, die man wohl eher als leichte Biegungen bezeichnen muss. Eine davon hätte ich trotzdem fast verschlafen. In dieser Landschaft auf so einer Streckenführung kommt es einem vor, als bewege man sich nicht von der Stelle. Wir übernachten irgendwo in der platten Steinwüste, nachdem wir vergeblich über Kilometer nach einem wind- und sichtgeschützten Platz gesucht haben, in der Hoffnung morgen Ägypten zu erreichen.
Samstag, Dezember 5th 2009 at 19:15 |
Weiter Fotos folgen in kürze.
Der Admin