Erstens kommt es anders…

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Herrn Salim Made Obary mit Gästen

Herrn Salim Made Obary mit Gästen

Morgens ist im neuen Camp von Herrn Salim Made Obary am Rande von Ubari schon früh was los. Abgesehen davon, dass die Kinder mal wieder die Welt hören lassen, wie viel sie von einer Dusche halten, ist Hossen wild am telefonieren. Am Vorabend war Ahmed, unser „neuer“ Führer, erschienen und wollte eigentlich abspringen. An der Ehre gepackt hatte er sich dann doch noch entschieden, seine Zusage einzuhalten, doch zur verabredeten Zeit erschien er nicht. Auch das Telefon wurde nicht beantwortet. Enttäuscht macht sich Hossen darauf gefasst, nun doch das Opferfest mit uns zu verbringen. Doch bald erlöst ihn ein Anruf von Ahmed. Er ist unterwegs. Währenddessen ist Herr Salim Obary, ein sehr feiner Tuareg, wieder eingetroffen und überschüttet uns mit Geschenken. Kurz drauf finden wir uns zu seiner Freude in Tuareg-Gewändern wieder, um uns gemeinsam mit ihm – im Shell-Arbeitsanzug – fotografieren zu lassen. Johanna darf sogar das Kopftuch behalten.  Schließlich trifft Ahmed ein und wir können uns auf den Weg zu den Mandara-Seen machen…Nicht einmal für den Campplatz dürfen wir zahlen. In der Stadt erfahren wir, dass Ghadaffi angeblich entschieden hat, El Aid (Laid) um einen Tag vorzuverlegen, aber der öffentliche Druck in der arabischen Welt ihn doch zum Einlenken gebracht hat…. Traurig verabschieden wir Hossen, mit dem wir eine gute Zeit hatten, wenn auch nicht alle Versprechungen eingehalten wurden. Aber er hat scheinbar überall einen Freund oder Bekannten und als ehemaliger Offizier der Luftwaffe auch ein resolutes Auftreten, das uns bis dato schnell durch jede Polizeikontrolle gebracht hat. Wir nutzen schließlich die Zeit, bis Ahmed sein Auto nach Haus gebracht hat, um mal wieder das Internet zu nutzen. Im Gegensatz zu Tunesien, blockiert Libyen unseren Postausgangsserver im Rechner nicht mehr. Das macht wieder vieles einfacher. Schließlich machen wir uns endlich auf den Weg zu den Mandara-Seen. Da der Mandara-See selbst kein Wasser mehr hat – angeblich durch das Man-made-river-project beeinflusst – wollen wir an ihm vorbei zum Um el Ma und weiter zum Gabroon-See. Von Ubari kommend gibt es einen deutlich einfacheren Einstieg in die Dünen und wir sind zuversichtlich, die Seen zu erreichen. Doch Grisu verhält sich deutlich schwerfälliger im Sand als noch in Tunesien. Ist ja auch klar. Wir haben aufgrund des günstigen Preises und des nicht immer verfügbaren Diesels gerade vor dem langen Opferfest (3 Tage) auch unseren zweiten Tank randvoll gefüllt. Auch beide Wassertank sind voll und zusätzlich haben wir noch eine Person mehr an Bord. Rechnet man das zusammen, haben wir mind. 400 kg mehr auf den Achsen als noch in Tunesien. Dennoch erreichen wir die erste Dünenhöhe und auch beim Reifendruck könnten wir noch etwas Spiel haben. Aber die Schwerfälligkeit und der Anblick des nun folgenden Abstiegs, den wir ja auch wieder zurück müssen, bremst unsere Zuversicht. Aber die Schönheit der Wüste ist überwältigend.

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Das Gewicht ist einfach zu viel. Und den Diesel einfach entleeren, bringe ich nicht übers Herz. Angesichts des ersten Totalverlust eines Reifens tags zuvor, möchten wir die alten Reifen auch nicht zu sehr beanspruchen. Außerdem ist kein Begleitfahrzeug dabei, das uns im schlimmsten Falle helfen könnte. Schweren Herzens treffen wir gemeinsam die Vernunft-Entscheidung. Wir fahren zurück, ohne einmal die Schaufel oder ein Sandblech auszupacken. Doch die Entscheidung hängt mir noch lange nach. Nur schwer kann ich mich von der Vorstellung trennen, aus Grisu heraus auf einen dieser magischen Seen zu blicken.
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Aber wir machen ja schließlich Familienurlaub und keine Abenteuerreise 😉 . Der Preis für einen Mietwagen ist sicherlich erheblich günstiger, als in diesem Sandmeer Grisu unnötigen Schaden zuzufügen. Aber wenn man – oder ich – mal einen Bild vor Augen hat…. Ich bin mir sicher, ohne das zusätzliche Gewicht hätten wir es geschafft. Im Camp in Terkiba (Takartibah, قصر لَروكو) angekommen, sind wir etwas überrascht. Unser Camp und das gegenüber sind jeweils fast randvoll mit französischen Wohnmobilen zweier geführter Wohnmobil-Gruppen. Sie empfangen uns begeistert. Meine Hymer-Allergie, die ich seit eines Studentenjobs in einem „Wohnmobil-Hotel“ neben der Cebit in Hannover habe, kann ich noch verstecken. Nicht aber das Lachen, als Ronja begeistert ruft: „Schaut mal, ganz viele Klomobile!“ Das ist der Einfluss von Räuber Grapsch, unserer Bettlektüre. Wir machen gleich den Wagen für den nächsten Tag klar, um nicht in Versuchung zu kommen. Um 10 Uhr soll es losgehen… In dieser Nacht wird es richtig kalt. 2,5 °C soll es nur noch gehabt haben.

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