Mandara-Seen

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Sprungschanze?

Sprungschanze?

Unser „Taxi“ ist heute morgen tatsächlich gekommen. Zwar nicht so früh wie ursprünglich gewünscht, aber dafür mit vorheriger Ansage. Und dann ging es auch gleich los. Das Camp liegt direkt am Fuße der beeindruckenden Dünenwände, neben dem sogenannten „schwierigen“ Einstieg. Und so sieht er auch aus, der Einstieg. Zu Fuß geht’s noch, aber wenn man dann im Auto sitzt und man durch die Windschutzscheibe immer steiler die Düne hinauf schaut, um schließlich kurz vor der Kuppe nur noch den Himmel zu sehen – wenn man denn so weit kommt – dann zeigt dieser Dünenanstieg schon, was daran schwierig ist. Auf diesem Weg wären wir wohl auch mit weniger Gewicht in Grisu gescheitert. Oder doch nicht. Mit diesem Gedanken habe ich fast jede Düne betrachtet, die wir auf der rund einstündigen Fahrt überflogen oder umkurvt haben. Spielerisch ist unser Fahrer mit uns über seine „Hausstrecke“ gedüst. Teilweise hat die Achterbahnfahrt wildes Gejohle bei den Kindern auf der Rückbank ausgelöst, was den Fahrer nur noch mehr inspirierte. Neben der Einstiegsdüne hätte es noch eine zweite oder auch dritte kritische Dünenpassage auf dem Weg zum Gabroon-See gegeben, aber der von uns vorgestern versuchte Weg wäre fast halb so lang und gemäß Beschreibungen auch leichter gewesen. Trotzdem genießen wir alle diese Fahrt, denn es ist natürlich deutlich unbeschwerter. Keine Gedanken, ob das Auto hält oder Schaden nimmt. Keine Gedanken, ob das der richtige und einfachste Weg ist… Allerdings ist es auf diesem Weg und bei diesem Wetter schwieriger den Weg zu verlieren, als ihm zu folgen. Nicht nur, weil, abgesehen von wenigen großen Querdünen, immer einem breitem Wadi gefolgt wird, sondern auch weil die Piste von unzähligen Spuren eindeutig markiert ist. Man muss nur aufpassen, dass man der Hauptpiste folgt und nicht, denen, die nur mal ein wenig spielen wollen. Schon nach wenigen Kilometern überraschen Büsche und Tamarisken zwischen den riesigen Dünen. Nach und nach werden es mehr und schließlich gesellen sich sogar einzelne Palmen dazu. Wir passieren ein erstes trockenes Seechen mit üppigem Grün herum und halten zum Eingewöhnen bald darauf am kleinen Mafu See. Nur wenige Kilometer später im gleichen Wadi (trockenes Flussbett – allerdings fließt in diesem wohl nie überirdisch Wasser) treffen wir auf die alte Ortschaft Gabroon (Arabisch: قبر عون, auch Gaberoun, Gaber Awhn, Gabr Awhn, Gabr Own, Gabraun) und den gleichnamigen See. Die Ortschaft ist längst verfallen, denn Ghadaffi hat die hier lebenden Daouadas vor einigen Jahren aussiedeln lassen und ihnen außerhalb des Dünengebiets neue Ortschaften bauen lassen. Dann endlich erstreckt sich der grünliche See vor unseren Augen. Während die eine Seite des Sees mit kleinen Camps und Souvenier-Shops afrikanischer Bambus-Bauart flaniert ist, bleibt die andere Seite fast unberührt und schmiegt sich mit einem grünen Saum direkt in die steilabfallenden, riesigen Dünen. Ein atemberaubender Anblick. Diese Kombination passt einfach nicht in meine bisherige Vorstellung von Wüste. Der Begriff Oase bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz neue Dimension.

der schwierige Einstieg

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Erstaunlich, dass dieser See – davon soll es in dieser Gegend noch über 20 andere geben – nicht von den daneben aufgetürmten Sandmassen verschüttet wird. Allerdings scheint dieses Naturschauphänomen bedroht zu sein. Unabhängig davon, dass die Seen schon immer unterschiedliche Wasserstände hatten, je nach Regenvorkommen, scheint der Grundwasserspiegel aufgrund des „man-made-river-project“ hier signifikant zu sinken. Auch der Mandara-See als Namensgeber ist nun immer häufiger trocken. Wir genießen den Anblick, spazieren ein wenig und schauen einfach. Nach einem Campplatz brauchen wir ja jetzt nicht Ausschau halten. Schließlich machen wir uns auf den Heimweg und erreichen in teils wilder Achterbahnfahrt wieder unseren Campplatz. Mohammed macht extra noch ein paar besonders steile Abfahrten, um uns zu unterhalten, aber das Gejohle bleibt aus. Die Kinder schlafen seelenruhig. Es schaukelt also fast so schön wie in Grisu…

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