Pechtag (Von Zöllnern, Dickschädeln und richtigen Dünen II)

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wie das Ende der Welt

wie das Ende der Welt

19.11.2009

Keine Angst, der Motor läuft noch und es haben alle überlebt. Dennoch hat dieser Tag nicht nur positive Überraschungen. Wir kommen zwar nicht zu früh weg – Tagesstart ist aufgrund der morgendlichen Kälte immer erst nach Sonnenaufgang und das ist erst gegen 7:00 Uhr – aber dennoch sind wir morgens guten Mutes, es heute bis nach Sabha zu schaffen. Das Zentrum Südlibyens soll sich nach Aussagen Hossens zum Positiven gewandelt haben. In unserem Reiseführer wird vor diesem Städtchen noch gewarnt, da viele illegal Zugewanderte hier vergeblich nach Arbeit suchten und in die Kriminalität abrutschten. Aber davon soll nichts mehr zu sehen sein. Nach einigen Kilometern Fahrt auf fast ausschließlich gerader Strecke immer Richtung Süden will Johanna endlich mal wieder ans Steuer. Während sie vorne die ungewohnte Position genießt, spiele ich hinten mit den Kindern Uno. Nach einiger Zeit steigt uns Curry-Geruch in die Nase. Kommt das von draußen? Kaum vorstellbar mitten in dieser Mondlandschaft. Die Motortemperatur ist viel zu hoch und als wir anhalten, steigt auch schon Rauch auf. Der Geruch kommt vom Frostschutzmittel im Kühlwasser, das gerade verdampft. Doch die Ursache ist schnell gefunden. Der Keilriemen ist abgesprungen und hat damit aufgehört, die Motorlüftung anzutreiben. Hoffentlich ist noch nichts zu spät gewesen. Wir montieren den Keilriemen neu und spannen ihn nach einem ersten Probelauf erneut. Wasser wird aufgefüllt. Wir werden nun sorgfältig beobachten. Ganz rund scheint er nicht zu laufen. Und tatsächlich, nach einigen Kilometern hören wir ein Ploppen im Motorraum und halten zur Kontrolle sofort an. Er ist wieder unten. Genau betrachtet sieht man nun, dass der Keilriemen deutlich dünner geworden ist. Das kann eigentlich nur am falsch dimensionierten Antriebsrad an der Lichtmaschine liegen.

Keilriemenpanne im Nirgendwo

Keilriemenpanne im Nirgendwo

Also muss neben dem Keilriemen auch der Generator gewechselt werden. Hossen ist dabei sehr hilfsbereit und will mir zur Hand gehen. Schnell sind die alten Bauteile ausgebaut und zu Recht hatte ich in Djerba auf einen Ersatzriemen bestanden. Als ich die Ersatzlichtmaschine an ihren Platz hieve, will Hossen von unten helfen. Er ist noch nicht ganz drunter, als mir das schwere Gerät an der unzugänglichen Stelle entgleitet und mit lautem Gerumpel nach unten fällt. Mir bleibt das Herz stehen. Die Lichtmaschine – sie ist wirklich schwer – aber zum Glück etwas kleiner als die Originale – fällt ihm direkt auf den Kopf. In solchen Momenten geht einem ja in Bruchteilen viel durch den Kopf. Mein erster Gedanke geht vom Schlimmsten aus. Wenn einem das Ding auf den Kopf fällt, ist man hin. Doch Hossen schreit und ist schnell unter dem Wagen hervorgekrabbelt; hält sich die Stirn. Es ist wie durch ein Wunder nur eine kleine Platzwunde, fast eher eine Schürfwunde über dem rechten Auge und darunter ein Kratzer. Johanna versorgt ihn, auch wenn er seinen Dickschädel kaum ruhig halten will, vorbildlich. „Er sei ein starker Mann und alles sei schon in Ordnung.“ Wir können ihn dann dennoch überzeugen, sich in den Schatten zu legen und die Verarztung in Ruhe zu ertragen. Hossen erholt sich schnell. Ich habe für die nächsten Stunden und Tage einen Knacks, denn es war zwar unglücklich, aber ausschließlich meine Dummheit. Vom Globetrotter zum Globetrottel ist es ja auch nicht weit.

Wüstenlandschaft auf dem langen Weg nach Süden

Wüstenlandschaft auf dem langen Weg nach Süden

Die Montage wird dennoch beendet. Am Ende steht Hossen schon wieder hilfsbereit daneben. Er hat wirklich einen extrem widerstandsfähigen Schädel. Gott sei Dank! Motortechnisch scheint nun wieder alles in Ordnung. Hossen nutzt die Fahrt um viel zu schlafen, was der Heilung offensichtlich gut tut. Wir erreichen Sabha schließlich erst im Dunkeln. In der Dämmerung konnten wir den abrupten Übergang von der schier endlosen Steinwüste in das Wadi mit zahlreichen natürlichen Oasengärten erkennen.
Gemeinsam grillen wir auf dem etwas außerhalb liegenden Camp. Unter den Füßen ist schon viel Sand. Morgen wollen wir die erwähnten Stempel holen und noch einige Besorgungen in der Stadt machen. Aber da war doch noch was…

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