Von Zöllnern, Dickschädeln und richtigen Dünen (I)

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Seit langem haben wir kein Internetzugang mehr gefunden. Zum Teil, weil es kaum vorhanden ist, zum anderen, weil wir hier in Libyen etwas im „Urlaubsstress“ sind. Wir stehen in Terkiba in einem Camp am Fuße riesiger Dünen. Und wenn ich schreibe riesig, dann nicht um zu übertreiben, aber verglichen mit den „abenteuerlichen“ Dünen in Tunesien sind das hier himmelhohe Wände. Diese hier können locker mit den größten in der Namib mithalten. Bis zu 450 Meter sollen die Dünen hier aufsteigen. Ein gigantisches Bild und etwas beängstigend, wenn man sich überlegt, dort hinein zu fahren, um ein paar Seen zu suchen. Besser zu besuchen, den im Winter, soll der Weg deutlich ausgefahren sein und so sieht zumindest der vor uns liegende „schwierige“ Einstieg auch aus. Aber ich beginne von vorn, schließlich sind bereits einige Tage her, dass wir etwas von uns haben hören lassen.

16.11.2009

Erstmals auf unserer Reise sind wir richtig früh gestartet. Als wir uns um 6:30 Uhr von unseren Freunden in Midoun verabschieden, sind wir sogar früher unterwegs als auf dem Weg zu Fähre in Genua. Kurze Zeit später stehen wir auf der Fähre aufs Festland. Ronja fragt, wo denn die Leute auf dieser kleinen Fähre alle schlafen sollen. Es ist ja auch schwer zu verstehen, dass diese kleine Plattform für die 15-minütige Überfahrt gleich bezeichnet ist, wie der Dampfer über das Mittelmeer.

Zu Besuch bei der Feuerwehr in Medenine

Zu Besuch bei der Feuerwehr in Medenine

In Medenine finden wir recht schnell die Feuerwehr. Hier sollte es ja einen LA 311 wie unseren Grisu geben. Mit offenen Armen werden wir von der gesamten Dienststelle empfangen. Ich werde gleich zum Direktor gebracht. Es ist schwer zu erläutern, dass ich gar kein Feuerwehrmann bin, also gebe ich auch schnell auf. Natürlich will auch der Direktor einen Blick in Grisu werfen. Denn die Feuerwehr des Bezirks hatte tatsächlich bis vor kurzen einen LA 311. Sogar von der Firma Metz gebaut. Aber leider wurde er von gar nicht langer Zeit nach Tunis ins Museum gebracht… Schade. Dafür bekommen wir eine Führung durch das gesamte Gelände. Und sogar eine Live-Vorführung des Alarmfalles. In 45 Sekunden ist der Trupp mit modernem Iveco-Truck vom Gelände.

Kurz drauf machen auch wir uns auf zur Grenze…Wir sind schon wieder zu spät für unsere Verabredung mit Asem von Medusa Tours. Die Abfertigung auf der tunesischen Grenze geht relativ schnell. Aber man erkennt ja auch kaum bzw. gar nicht, wer nun gerade mit einem spricht, Polizei oder Zoll, oder Militär, oder wer sonst noch. Mit Blick auf den libyschen Posten warten wir vor dem Zollgebäude. Länger als mir lieb ist. Erst im letzten Moment bemerken die Beamten den Eintrag in meinem Pass bzgl. Import des Motors. Griffbereit habe ich alle Papiere, um auch den Export des alten zu belegen, doch ich ernte nur Kopfschütteln. Das geht hier nicht. Der gleiche Beamte oder zumindest die gleiche Dienststelle, die das in meinen Pass geschrieben hat, muss auch bestätigen, dass der Motor wieder draußen ist. Meine bisherigen Zollerfahrungen lassen mich dennoch ruhig bleiben. Ich werde nicht wieder zurückfahren. Mein beharrlich, aber freundlich vorgetragenes Unverständnis erbringt den ersten Anruf beim nächst höheren Offizier. Ja, auch der sagt, ich muss zurück nach Rades. Langsam wird mir doch mulmiger. Sturr bleibe ich immer die gleichen Sätze wiederholend stehen. Der Zöllner in Rades hätte mir das anders versprochen. Die Papiere sind doch eindeutig und korrekt. Und der Motor schon wieder sicher in Deutschland. Da kann in Rades jetzt also auch keiner mehr etwas bestätigen. Der Anruf beim Colonel bringt dann Bewegung. Endlich werden die Papiere ausgefüllt und ein weiterer Eintrag in meinen Pass vorgenommen. Ein Beamter lässt sich von mir die Motornummer im Motorraum vorlesen. Die hätte ich auch gut auswendig lernen können. Aber der Colonel muss noch unterschreiben… der isst gerade zu Mittag und will dann doch nicht unterschreiben. Persönlich will er unsere nicht vorhandenen Alkoholreserven haben. Endlich sind wir durch. In den zwei Stunden Diskussion und Wartezeit ist die Korruption in kleinem Maße augenfällig. Während ich von einem korrekten Beamten nur den tatsächlichen Dinar für die Wertmarke auf meinen Papieren abgenommen bekomme, wird eine französische Gruppe gleich mit dem dreifachen belangt….

neue Nummernschilder für Grisu

neue Nummernschilder für Grisu

Endlich sind wir in Libyen und unterschiedlicher könnte das Prozedere nicht sein. Nachdem wir uns einmal haben ablichten lassen und völlig unnötig ein Papier – offensichtlich Gesundheitsamt wg. Schweinegrippe – ausfüllen, es abstempeln lassen, um es danach nie wieder zu benötigen (es wollte auch keiner haben) und uns einmal filmen lassen, empfängt uns Hossen, unser Führer, mit Asem von Medusa Tours herzlich. Von nun an können wir uns zurücklehnen. Denn alle Rennerei übernimmt Hossen. Die Kinder werden von den Beamten mit Joghurt und Keksen versorgt. Und als wir mit neuen Nummernschildern ohne ein Gespräch mit einem Beamten schließlich durchgewinkt werden, können wir es kaum fassen. Das Ganze hat zudem nur deshalb auch noch etwas länger gedauert, weil Asem, während Hossen schon vorgefahren ist, einem jungen Deutschen, der offensichtlich von seiner eigenen Schwiegerfamilie in spe aus Tunesien ziemlich veräpfelt wurde, behilflich war, nicht im libyschen Knast zu landen. Als I-Tüpfelchen lädt uns Hossen, in Zuara angekommen, zu sich nach Hause zum Essen ein.

Kinderschar bei Hossen

Kinderschar bei Hossen

Da auch bei ihm zu Hause drei Kinder im Alter von Julia und Ronja rumspringen, ist die Freude auch unseren Mädels groß. Wir haben richtig Glück. Hossen ist seit 6 Jahren Touristenführer, spricht gut englisch und hat schon 26 Trips in Libyen begleitet. Wir haben schon von Führern gehört, die gerade volljährig und noch nie außerhalb von Tripolis waren. Der Stellplatz für Grisu ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig zwischen Meer und Hossens Appartement am Strand neben Baustellen und zwischen allerhand Müll, an einer noch lebhaften Straße. Aber es scheint sicher. Der als wahrscheinlich vorausgesagte Besuch der Polizei erfolgt auch mitten in der Nacht. Aber auch nur, um zu erfahren, ob alles in Ordnung ist. Die Auskunft, dass Hossen gegenüber im Appartment wohnt, reicht vollkommen aus. Es kann ja alles so einfach sein.

One Comment

  1. Comment by Michael:

    Ich habe mir mal erlaubt, den ursprünglich 5 Tagebucheinträge umfassenden „Blogpost“ (Eintrag) von Marcel aufzusplitten auf einzelne Posts.
    So ist es lesbarer und so kann ich auch auf der Karte eine ungefähre geografische Zuordnung vornehmen. Da ich leider keine genauen Angaben habe, sind die Punkte auch nicht zu genau zu nehmen. Mehr gibt es, sobald neue GPS-Daten von Marcel kommen.

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