An den Motor, fertig, los… (hier wird’s technisch)…
Moktar hatte Wort gehalten. Um 8:00 Uhr stand er gestern vor der Werkstatt und wartete bereits auf mich. Endlich war der Motor dar. Ein Highlight für die ganze Belegschaft. Und so wurde auch gleich gemeinsam entladen. Zügig wurde die Gitterbox samt Motor aus dem LKW gehievt und gleich damit begonnen, den Motor aus der Box zu holen. Als erstes wurde die Ölwanne, wie mit Ralf besprochen ausgetauscht, denn die am neuen Motor war etwas verbeult. Dazu wird hier mangels genügend Hebewerkzeugen der Motor seitlich auf einen Reifen gelegt. Während die Schrauberlinge die Ölwanne tauschen und erstaunt über die präzise Planung (Dank wiederum an Ralf, der die Ölwannendichtung gleich mitgeschickt hat) auch die neue Dichtung einbauen, studiere ich konzentriert die Anbauteile beider Motoren. Wenn der alte Motor nach dem Ölwannentausch wieder in die Gitterbox verpackt wird und im LKW verschwindet, ist jede Chance vertan, falls wir irgendein Teil übersehen wurde. Ersatzteile, die ich nicht dabei habe, gibt es für diese Motoren hier nicht. Einige Teile fallen mir noch auf. Das Gestänge zum Gaspedal ist ganz nützlich, die Feder für die Einspritzpumpe (auch von Ralf angekündigt), die Kupplungszange, Kupplungsscheibe und Ausrückplatte ist bereits demontiert und bleibt ebenfalls hier. Anlasser und Lichtmaschine habe ich ebenfalls bereits zurückbehalten. Das Luftfiltergehäuse geht wieder mit zurück, da meins noch etwas schöner aussieht. O.k., dann wird der alte Motor wieder eingepackt und eingeladen. Mit einem sehr komischen Gefühl verabschiede ich mich von Moktar und seinem Cousin und natürlich von unserem alten Grisu-Herz. Wieviel Arbeit habe ich da hinein gesteckt… Hoffentlich habe ich nichts übersehen, sonst habe ich wieder ein Problem. Ich war nun ganz froh, dass ich den Tausch hier vorgenommen habe und nicht wie zuvor auch mal angedacht allein im Lagerhaus der Spedition. Nochmals ging ich unruhig um den neuen Motor. Und tatsächlich, die Halterung für die Lichtmaschine ist nicht komplett, so ein Mist. Sofort rief ich Moktar an. Hoffentlich ist er noch auf der Insel. Glück gehabt. Sie waren nur 15 km entfernt und kamen noch mal zurück. Beim erneuten Vergleich fallen mir noch zwei Teile auf, die ich dringend hier behalte und dann war der alte Motor nicht mehr gesehen.
Die Schrauberlinge fangen an, die Kupplung zu montieren. Vorher wird das Schwungrad der angesetzten Patina entledigt und alles vorsichtig montiert. Dann ist Mittag. „Richtig fest machen wir es nach der Mittagspause.“ O.k. Aber irgendwie höre ich nach der Pause verdächtig lange nichts. Schaut man mal einmal nicht hin! Jemand hat eine der Schrauben zu fest angezogen und abgerissen. So kann die Kupplung nicht montiert werden… Große Beratschlagung zwischen Schrauberlingen und ihrem Chef. Das Schwungrad soll ausgebaut werden und beim Dreher des Schraubenrestes entledigt werden. Eine halbe Stunde später liegt das Schwungrad demontiert immer noch neben dem Motor. „Wann bringt das jemand zum Dreher?“ „Jetzt!“ „Aha“. Nach einer weiteren halben Stunde hat sich wieder nichts getan. Bevor das Teil morgen immer noch hier liegt, gehe ich mit meiner Bohrmaschine an die Arbeit und habe fünf Minuten später den Rest draußen. Wieder großes Staunen… Trotz aller nützlichen Hilfe und auch Fachkenntnis des Chefs und ein/zwei Mitarbeitern sind die Schrauberlinge doch meist nicht wirkliche Leuchten, aber total nett. Mit innerlicher Genugtuung stelle ich während der ganzen Schrauberei fest, dass ich tatsächlich alles dabei habe, was wichtig ist. Und vor allem ist alles gleich griffbereit. Zunächst sträube mich angesichts der großen Werkstatt, die ja alles im Überfluss haben sollte, etwas meine Schrauben- und sonstigen Sortimente zu plündern, aber da sonst jede Schraube eine halbe Stunde Wartezeit bedeutet, bedien ich mich dann doch an meinen Reserven. Beeindruckt fragen nun alle nur noch, wenn sie etwas benötigen. Als wir die Keilriemen montieren wollen, gibt es doch eine Überraschung. Ich habe zwar meinen alten behalten und auch für meinen alten Motor passenden Ersatz dabei, aber der neue Motor hat leider andere Laufräder für den Keilriemen. Nun erinnere ich mich, dass auch die Spezialisten bei Mercedes mir nur einen passenden Ersatz schicken konnten, nachdem ich die genaue Bezeichnung des alten mitgeteilt hatte. Motornummer etc. hilft da nicht. Damals hat Mercedes wohl noch nicht überall Normteile benutzt. Wir werden hoffentlich passenden Ersatz finden. Und so ist es auch. Zwar dauert es bis abends, bis die gute Nachricht da ist. Aber am Keilriemen wird es nicht scheitern. Dumm nur, dass der Anlasser wiederum die alten Maße haben wird. Nachts fällt mir ein, dass ich ja noch einen Ersatzanlasser habe. Und der hat tatsächlich das passende Laufrad, es soll sich aber später zeigen, dass dafür die Achse der beiden Lichtmaschinen nicht identisch sind … Die Ersatzlichtmaschine hat dazu weniger Leistung und wird daher dann doch nicht montiert. Die alte wird auch mit dem dünneren Keilriemen funktionieren. Aber montiert wird der Motor dann doch nicht mehr am gleichen Tag…