Djerba – Tunis über Nacht
Johanna hat ja schon etwas beschrieben, dass die Abreise nach Tunis recht kurz entschlossen war. Aber es blieb letzt endlich kaum etwas anderes übrig, denn der Zoll wollte unseren Motor nicht aus dem Hafen lassen, ohne ihn in meinen Pass einzutragen. Die Aufgabe war also, meinen Pass nach Tunis zu schaffen, damit dort sowohl bei der Auslösung des neuen Motors als auch bei der Einlösung des alten, ein Eintrag durch den Zoll vorgenommen werden kann. Im Idealfall, dachte ich mir, nehme ich den alten Motor gleich mit, tausche ihn oben aus, umgehe damit sogar die Passein- und austragung oder kann sie am gleichen Tag machen, und komme gleich mit neuem Motor wieder zurück nach Djerba. Aber die Idee ließ sich mangels erschwinglicher Transportmöglichkeit des alten Motors nach Tunis nicht verwirklichen. Der arrangierte Speditions-LKW stand ja in Tunis.
Es hätte ja gereicht den Pass zu schicken, aber wer gibt in Afrika gern seinen Pass ab, um ihn quer durchs Land zu senden… und bevor noch einmal 2 Tage ins Land gehen, mit Passversand und dem Bangen, ob er ankommt…
Um 23 Uhr stand ich am Sammeltaxi-Sammelplatz (Station de Louage) in Houmt Souk. Adel, den ich zuvor noch im Café getroffen hatte, rechnete mir wenig Chancen aus, noch eine Louage nach Gabes zu bekommen, denn die Sammeltaxen fahren erst, wenn alle Plätze belegt sind. Dafür sind sie sehr günstig. Djerba – Gabes kostet dann etwas über 6 Dinar (3,50 Euro) für 150 – 180 km je nach dem, ob mit oder ohne Fähre. Wenige Minuten später wartete ein Tunesier mit mir. Er war gerade auf der Heimreise und mit dem Flieger auf Djerba gelandet. Seine Geduld war geringer als meine und so schlug er vor, wir könnten jeder die Hälfte der Louage-Plätze bezahlen und sofort fahren. Er befürchtete erst morgen fahren zu können. Da das Taxi zurück fast genauso viel gekostet hätte, wie der „Sofort“-Zuschlag einigten wir uns darauf, das er zwei Drittel der Plätze zahlt und ich ein Drittel. Dennoch waren wir dann nicht zu zweit, sondern zu viert neben dem Fahrer… Meine Hoffnung auf der Fahrt nach Gabes etwas schlafen zu können, erstickte schon in den ersten Minuten. Der Fahrer unterhielt sich und alle Menschen im Umkreis von 20 km gern. Sowohl mit seinem Radio als auch mit seiner Stimme. Beides in einem Auto ohrenbetäubend. Zumal Männergespräche auf Arabisch bisweilen für den Nicht-Sprachkundigen anmuten, als ob ein heftiger Streit entbrannt wäre. Aber das täuscht. Aber laut ist es. Oder besser: noch lauter… Ich habe nur verstanden, dass die hälfte der Fahrt über Libyen und Ghadaffi gesprochen wurde… wie ich später feststellen sollte, ein allseits beliebtes Thema, wenn man südlich von Gabes unterwegs ist.
Um 2:30 Uhr nachts erreichten wir Gabes. Der Zug nach Tunis fuhr um 5:00 Uhr, bis 3:30 ist der Bahnhof aber geschlossen. Und kalt ist es nachts, im Winter, in Gabes….oder ich hab mich einfach zu sehr an die Temperaturen hier gewöhnt. Irgendwie habe ich die Zeit rumgekriegt und saß gut angefroren um 5 Uhr im Zug. 23 Dinar kostet die Strecke nach Tunis. Da könnte sich die DB mal eine Scheibe von abschneiden. Und pünktlich war der Zug zudem. Geschlafen hab ich aber leider auch fast nicht, denn ein von nächtlichem Kaffee getriebenes, dringendes Bedürfnis und die Zugtoilette ließen sich einfach nicht mit einander vereinbaren. Also durchhalten. Dafür konnte ich nun die tunesische Landschaft mal als Passagier genießen. Langsam wird die Landschaft von Süden nach Norden grüner und der Himmel bedeckter. Durch die große Industriestadt Sfax, vorbei am beeindruckend großen, römischen Amphietheater in El Jem, vorbei an Sousse und schließlich durch die Vororte von Tunis, mitten in die Stadt. Um 10 Uhr stand ich in Tunis. Später erfuhr ich, dass der Flug Djerba-Tunis 35 min. dauert und ca. 80 Dinar (45 Euro) kostet. Bei allen vorher diskutierten Alternativen wäre der Pass jetzt ungefähr erst auf die Reise gegangen… Es regnete in Strömen und war für meine Verhältnisse sau kalt (15 °C ?). Dort angekommen ging es direkt in den Hafen von Rades, dem Containerhafen von Tunis und dann ging es los…