Grisu, die Dünensau…

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Montag, 12.10.09

Wir sind wieder unter den Lebenden. Hinter uns liegt ein abenteuerliches Wochenende mit mehr Sand, als wir uns und Grisu je zugetraut hätten. Aber von vorne. Angefangen ist das Wochenende am Donnerstag eigentlich wie immer. Wir haben abfahrbereit nach Ksar Ghilane mal wieder das getan, was wir mit Plänen meistens tun. Umschmeißen. Aber besser den Plan umschmeißen als alles andere. Die Wüstenschiffe, die wir in Nabeul getroffen hatten, waren am Vorabend spät eingetroffen, und hatten uns kurzerhand eingeladen mit ihnen in die Wüste zu fahren. Von Douz südlichwestlich in die Dünen

zu Sandrosenfeldern. Eine Strecke, die ich bisher für uns vollkommen ausgegrenzt hatte, da sie zwar sehr schön ist, die Dünen aber auch sehr weichen Sand haben sollen. Jeder hatte uns davon abgeraten, es auch nur zu versuchen. Aber in Begleitung von diesen Wüstenschiffen, kann uns ja nicht viel passieren. Und eine bessere Chance wirklich auszuprobieren, was Grisu samt Fahrer hinbekommen, gibt es wohl nicht.

Die Entscheidung war also schnell und gern getroffen. Als wir in Sabria den Luftdruck in unseren alten Reifen reduzieren, wurde mir schon etwas mulmig.

nur fliegen ist schöner und das lernen wir gleich...

nur fliegen ist schöner und das lernen wir gleich…


Wer weiß, wie gut die alten Reifen (wir schätzen sie auf 25 bis 35 Jahre) die Belastung bei reduziertem Luftdruck aushalten? Bis zum ersten Nachtlager queren wir einen Chott (meist trockener Salzsee) und einige kleinere Dünen bzw. Sandverwehungen, aber vor uns liegt ein großes Dünenfeld. Am Freitag ging es dann richtig los. Wir folgen einer von Karl-Heinz gelegten Spur mitten durch und über die immer höher werdenden Dünen. Es klappt hervorragend und weder die Motorleistung noch fehlende Sperren im Allradfahrwerk setzen der Fahrt die Grenzen.

Dünenwalzer mit über 50...

Dünenwalzer mit über 50…

und wie das geht...

und wie das geht…

und rauf gehts auch

und rauf gehts auch

ups,... aufgesetzt

ups,… aufgesetzt

Erst die geringere Bodenfreiheit, insbesondere durch die im Vergleich zu den Riesenrädern der Magirusflotte deutlich kleinere alte Standardbereifung lässt Grisu bald an einer Dünenkuppe aufliegen. Wenn der Bauch aufliegt und den Hintern anlupft, ist es mit dem vorwärtskommen schwierig. Am Ende der zwei Tage, haben wir uns 30 km durch die Dünen gekämpft. Zum Teil mehr gekämpft als nötig, denn bisher war ich vertrauensselig immer der gelegten Spur gefolgt und Karl-Heinz hatte dabei seinen Magirus als Masstab gesetzt. Doch am Lagerfeuer sind sich alle einig. Grisu ist eine Dünensau. Belohnt wird jeder Tag mit einem gemütlichen Essen im 1000 Sterne Hotel und vor allem Ruhe vor allen verrückten Eseln und Hähnen in Douz.

 

Unweit unseres zweiten Nachtcamps finden wir dann auch Sandrosen, die Ronja und Julia natürlich in Mengen mitnehmen wollen. Abends entscheiden wir uns am nächsten Tag umzudrehen. Wir wissen nun was Grisu kann und wollen ihn nicht mehr zu sehr leiden lassen, denn die Verwindungen zwischen den Dünen lassen das Gebälk schon kräftig knirschen und knarren. In kleinerer Gruppe (mit „nur“ fünf LKWs) fahren wir am nächsten Tag die beiden vorherigen Tagesetappen zurück, obwohl die Dünen in diese Richtung schwerer zu fahren sind. Dank Martins besonnener „Dünenlesung“ und vor allem Zeit, uns den eigenen Weg auf die Dünen zu suchen, ersparen wir uns diesmal bis auf einen Ausrutscher die Schaufelei bzw. das Anhängen an einen der anderen LKWs. Erst spät kommen wir wieder zurück nach Douz und übernachten am Ortsrand in den Dünen. Ronja hat die letzten zwei Nächte leider nicht besonders gut geschlafen. Sie hat die Dünenfahrerei auf dem Rücksitz nicht so gut vertragen und sich nachts noch mal durch den Kopf gehen lassen. Aber tagsüber, war sie munter dabei. Sei es als Beifahrer in einem der anderen LKWs oder beim Sandrosen sammeln. Viermal mussten wir uns mit Schaufel, Sandblech und oder Bergegurt befreien aber dafür haben wir 60 km Sandfeld (30 hin und 30 zurück) hinter uns gebracht. Nun wissen wir, was Grisu kann, und wo die Grenzen sind, bzw. wie wir sie umfahren können, auch wenn wir diese Erfahrung wahrscheinlich auf der Reise kaum noch brauchen. Aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl. Und so wird es mal wieder Zeit Abschied zu nehmen.

 

Grisu zwischen den großen Wüstentrucks

gut behütet

Vielen Dank für die tolle Tour und die guten Vorräte und Tipps an Martin, Barbara und Klaus, Hias (für Ronja und Julia der Wüstenpolizist auf dem Motorrad), Robbie, Fritz und Rosmarie, Carsten, Thomas, Barbara, Heike und Jan und Karl-Heinz und natürlich Matthias der den Kontakt erst hergestellt hatte. Gestern sind wir dann wieder auf unserem Stammplatz in Douz eingetroffen um etwas Nachschau zu betreiben. Die Kinder sind fleißig dabei, Sandrosen zu verkaufen. Johanna kümmert sich um die üppigen Wäscheberge durch Ronjas Seekrankheit und ich hab kurzerhand das angerissene Auspuffrohr ausgebaut und es prompt heute Morgen wieder frei Haus, geschweißt auf den Campingplatz geliefert bekommen. Allerdings wird uns das Teil wohl noch öfter beschäftigen, bis ich einen adäquaten Ersatz gefunden habe, dabei habe ich das Flexrohr erst vor acht Jahren eingebaut. Im Vergleich also fast ein Neuteil. Das Rohr ist mittlerweile auch schon wieder verbaut und zudem hat unser Klo seit heute auch eine verschließbare Tür. Nachdem wir nun über 60 Kilometer pure Dünen im Gepäck haben, sparen wir uns die Pistenfahrt nach Ksar Ghilane, zumal uns mittlerweile einige vor der überlaufenen Wüstenoase gewarnt haben. Wir werden uns nun langsam in Richtung libysche Grenze aufmachen und auf dem Weg noch ein paar Strandtage für die Kinder einlegen (Djerba). Würde gern noch mehr Bilder und auch Videos einstellen, aber das packt die Verbindung nicht, da muss die Post und der Admin ran 😉

Bis bald…

One Comment

  1. Comment by Max v.Ketteler:

    Toller Bericht, da sieht man’s wieder, nur nicht bange machen lassen und keine Angst vor großen Dünen! 😉 Mir hat damals keiner die Dünen „gelesen“, bis ich’s endlich begriffen hab…

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