Abschlussprüfung auf Elisenheim
01. August 2010 Windhoek, Elisenheim (aus der zeitlichen und räumlichen Ferne – 15.9.2010, Hohenthann)
So… es ist vollbracht. gut sechs Wochen nach meiner Rückkehr nach Deutschland finde ich endlich Zeit und Ruhe und bald vielleicht auch eine Internetverbindung, um von der letzten „Tagesetappe“, dem letzten Tag in Afrika zu berichten… dabei wird mir bewusst, dass mir die Tage seit der Rückkehr kaum Zeit ließen, um die Reise auch nur ansatzweise zu verarbeiten… alles erscheint, wie ein kurzer Traum, denn hier scheint die Zeit kaum etwas verändert zu haben… naja…vielleicht doch…
Aber zurück nach Namibia…Eigentlich hatte ich an meinem letzten Tag in Afrika noch so einiges vor, letztendlich war ich aber froh, dass sowohl meine Koffer gepackt waren als auch alles was auch weiterhin in Grisu wohnen sollte wieder in selbigem verstaut war. Denn mit den letzten Handgriffen stand Klaus Hof auch schon voll mit Freunden, die gemeinsam mit uns die Farm Elisenheim unsicher machen und kiloweise Fleisch verzehren wollten. Also wurde eingestiegen und Grisu wurde für eine Weile zum letzten Mal Beförderungsvehikel für eine Gruppe ungläubig staunender Mitfahrer. Ich war begeistert, wie sehr sich die Streicheleinheiten des zweiwöchigen Fahrzeugservices sogar auf der Straße bemerkbar machten, aber kein Wunder, wenn man 1,5 Kilo Auswuchtgewichte allein an einen Reifen anbringen muss. Mit buchstäblich Pauken und Trompeten kamen wir auf Elisenheim an. Hier wird Grisu die nächsten Wochen und Monate in den Dornröschenschlaf gelegt. Aber vorher sollte der Braai-Platz angefahren werden. Plötzlich waren die zahlreichen Mitfahrer verschwunden und zogen sich aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen in die begleitenden Allrad-PKWs zurück. Gut, der Braai-Platz liegt einige hundert Meter höher und die Piste dorthin ist durchaus eine kleine Allradherausforderung, aber das ist doch gerade der Spaß. Zugegeben, wenn man aus dem Fenster schaut und hinter dem Holzrahmen des Fahrzeug nur noch den Abgrund sieht, ist das nicht jedermanns Sache. Aber meine schon. Schon einige Male war ich den vergangenen Wochen schön steile Bergpiste mit Andreas in seinem Toyota gefahren und jetzt endlich konnte mich hier mit Grisu austoben. Nur Viggo hatte Vertrauen in Grisu und seinen Fahrer. Selbstverständlich – naja, gut, nach der Historie der letzten Monate vielleicht auch doch nicht so selbstverständlich – nahm Grisu die felsigen Kehren und staubigen Steilhänge ohne Probleme. Im Gegenteil die vorausgefahrenen PKW-Insassen beschwerten sich sogar darüber, dass wir zu schnell zum Fotografieren gewesen wären…
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Oben in den Bergen über den Farmgebäuden liegt an einem kleinen Damm ein lauschiger Braai-Platz. Noch einmal so richtig namibianische Freizeitkultur genießen. Viel Fleisch auf dem Braai, dazu einen oder auch zwei, drei Sundowner… Viggo hatte zum Abschied Flintstone-Steaks besorgt. So große Steaks hatte ich selbst in Namibia noch nicht gesehen… Aber dieses Braai muss ja auch noch für eine Weile reichen… Trotz eisigem Wasser – August ist ja noch tiefster Winter in Namibia – wurde freiwillig und zum Teil auch unfreiwillig gebadet. Nicht ganz so freiwillig war dann die Abfahrt zurück ins Tal. Zum einen, weil ich nicht mehr weg wollte, zum anderen, weil ich die Strecke lieber im Hellen gefahren wäre…
Aber irgendwie kommt man ja immer runter… und es hat letztendlich super Spaß gemacht. Eine gelungene Abschlussprüfung für Grisu, der nun sicher geparkt auf unsere Rückkehr wartet. Auch wenn es ein viel besseres Gefühl als bei unserem unfreiwilligem Abschied in Malawi war, irgendwie hätte ich den kleinen roten Drachen gerne in den Koffer gepackt. Aber meine Taschen waren schon mit 60 Kilo überladen… Dazu in Kürze mehr…
schlaf gut- Grisu
Marcel