Archive for Juni, 2010

Kann es denn wahr sein?

Mittwoch, Juni 30th, 2010

30.06.2010 Lilongwe,

Kann es denn wahr sein, dass meine Augen so schlecht sind? Kann es denn wahr sein, dass die vorgestern in Lusaka gefundenen und noch so glücklich gefeierten Pleuellager genau die gleichen Maße haben, wie die die ich bereits aus Windhoek in der Tasche hatte? Es kann! Offensichtlich hatte ich darauf vertraut, dass sie dem Pleuellagersatz gleichen, den ich in Lilongwe Wochen zuvor gesehen hatte. Nun stand ich wieder am Anfang meiner Probleme! Zurück in Lilongwe und nicht alle Ersatzteile! Denn widererwarten war das kleine Detail der Sicherungsnase nicht nur breiter (hätte man ja noch schleifen können) , sondern auch völlig an der falschen Stelle. Glücklicherweise hatte ich wenigstens die Kurbelwellenlager schon eingebaut, bevor mir das Detail auffiel, sonst hätte ich vor lauter Furst den Job auch noch versaut.

‚Aber was soll man sich ärgern. Ändert eh nichts. Und außerdem kann ich ja einfach die Pakete abholen. Einziges Problem: Keiner weiß wo die sind! Hm… Angeblich haben die Mitarbeiter von DHL auch schon die Malawi Post vergeblich abgeklappert. Aber wahrscheinlich auch nur per Telefon.‘ Und aus eigener Erfahrung wußte ich, dass man hier am Telefon seltens eine vernünftige Antwort bekommt. Manchmal überkommt einen ja so ein Gefühl der Sicherheit, das das was man sich gerade wünscht, auch Realität wird.

Gesagt getan, stand ich in der Hauptpost von Malawi. Und die Diskussion mit dem Beamten begann. Er könne jetzt gerade nicht prüfen, wo die Pakete sind, denn es sei gerade kein Strom da (ganz normal in Lilongwe). Gerade meine Nachdrücklichkeit mit der ich ihm deutlich machte, dass die Pakete mit Sicherheit hier seien, brachte ihn schon zur Opposition. Das könne ich ja gar nicht wissen… und er bräuchte die Paketnummern, aber er könne damit ja doch nichts anfangen, da ja der Strom weg ist… So ging es ca. fünf Minuten. Erst als ich ihn fragte, wo denn die Pakete lagern, die hier tatsächlich ankommen (falls es das gibt), nahm das Gespräch eine plötzliche Wendung. „Ach, da gehen sie einfach in die nächste Abfertigungshalle, da gibts einen Paketschalter!“ In solchen Momenten wird einem klar, warum man am Telefon niemals Pakete in Malawi finden wird! Aber trotzdem ganz ruhig bleiben und ab in die nächste Halle. (mehr …)

back home!

Dienstag, Juni 29th, 2010

29.06.2010, Lilongwe

Nach einer kleinen Afrika-West-Ost-Querung bin ich zurück in Lilongwe und konnte Grisu wieder in die Arme schließen, war nur etwas zu groß. Hatte ich vergessen. Man glaubt ja gar nicht, wieviel Herzattacken einem die eigenen Ersatzteile machen können. Sonntag Abend hatte ich freudestrahlend die aus Deutschland erneut geschickten Teile in Empfang genommen. Und kurz darauf musste ich feststellen, dass nur 13 anstatt 14 Kurbelwellenlagerschalen im Paket waren… Mehr hatte der Holländer wohl nicht. Zudem waren genau wie bei den gefundenen Pleuellagerschalen die Sicherungsnasen zu breit. Es sah also nach viel Arbeit aus und nach wie vor eine Lagerschale zu wenig. Aber der Flug nach Lusaka (Zwischenstopp auf dem Weg nach Lilongwe) war gebucht. Und schließlich hatte ich dort auf der Durchreise nach Namibia noch nicht gesucht. Man muss auch mal Glück haben. 😉

(mehr …)

I’m off to Lilongwe

Sonntag, Juni 27th, 2010

Hallo zusammen, die Deutschen haben heute Ihre Pflicht erfuellt und ich mach mich morgen in aller Fruehe auf nach Lusaka. Die E-Teile sind hier!!!! sieht ja ganz so aus, als wenn ich jetzt die Aufgabe haette noch 4000 km mehr zu fahren!

Ich melde mich wieder aus dem Busch!!!

Marcel

Unglaublich aber war! ….

Freitag, Juni 25th, 2010

24.06.2010, Windhoek

….und die Ereignisse überschlagen sich. Dienstag Pleuellager im
Kofferraum, Mittwoch Einzug ins Achtelfinale, und gestern dann? Mein
Vater hat – wieder mal mit unerschütterlicher Unterstützung von Linus –
in Holland die passenden Kurbelwellenlager gefunden. Nun haben wir alle
Ersatzteile in Familienhand (nur noch einige tausend Kilomenter
entfernt. Ein zweites Mal helfen die Holländer uns mit Grisu aus der
Klemme. Dafür drücke ich denen sogar die Daumen bei der WM, aber nur bis
zum Finale!

Und alles ist noch rechtzeitig, um morgen mit Freunden nach Windhoek zu
fliegen. Das gute dadurch: Kein Paketdienst ist involviert! Mein Flug
nach Lusaka ist bereits gebucht. Also am Montag geht es los und dann
zügig weiter nach Lilongwe. Mit dem einzigen Ziel: Lilongwe so schnell
wie möglich mit Grisu wieder zu verlassen…

Nach fast zwei Monaten haben wir (ein zweites Mal) alles zusammen. Und
hoffentlich auch bald in den eigenen Händen…

Mir fehlen die Worte! Tausend Dank für die Ersatzteilsucher und Finder.
Und sobald Grisu wieder läuft. Werdet Ihr es hören!

Marcel

Pleuellager im Kofferraum

Freitag, Juni 25th, 2010

23.06.2010 Windhoek

Es gibt wohl keinen Satz, den ich in den letzten Tagen und Wochen öfter gehört habe als: „Lagerschalen für einen so alten Motor haben wir nicht, das wird im ganzen südlichen Afrika sehr schwer!“… Oder doch! Vielleicht kommt dieser Satz da noch mit: „Wir haben leider keine Ahnung, wo ihre Pakete sind!“… aber das nur am Rande.

Dementsprechend war mein Enthusiasmus nicht mehr all zu groß, als Birte, eine Freundin aus Windhoek, noch eine Idee hatte, welche Privatperson evtl. doch noch etwas wissen könnte. Wie erwartet war auch die erste Antwort bei meinem Anruf: „Nein, ich hab sowas nicht.“ „Aber komm doch mal vorbei, bestimmt können wir was organisieren.“ Da ich ja nun aus leidlicher Erfahrung weiß, wie rar die gesuchten Teile mittlerweile sind, und zudem, wie selten derartige Motoren im südlichen Afrika genutzt wurden, stieg meine Hoffnung nicht besonders. Aber, da die Aussicht auf ein paar anschauliche PKW-Oldtimer bestand, machte ich mich mit Viggo (Birtes Mann) auf den Weg. Nach einer kurzen Führung durch die eigene Oldtimersammlung ging der Besitzer ans Telefon. Die geführten Telefonate endeten mit einem kleinen Unterschied wie immer mit der bekannten Aussage. Der Unterschied bestand aus jeweils einem Hinweis, wen man noch Fragen könnte. Und tatsächlich verlief der dritte Anruf zu meinem großen Erstaunen ganz anders. Der Hörer wurde mir weitergereicht. Waldemar sagte nur trocken, „ich glaube, ich habe da was im Kofferraum liegen.“ Aber er müsse erstmal nachschauen und wir sollten später noch mal telefonieren. Nach einem weiteren Telefonat saß ich abends in Waldemars Küche. Vor mir lag ein originaler Pleuellagersatz. Waldemar hatte ihn als einziges Stück bei der Auflösung und größtenteils Verschrottung eines alten Ersatzteillagerbestands vor langer Zeit gerettet. Seitdem lag er im Kofferraum seines Autos. Es war Reparaturstufe 2, genau die benötigte Größe. – Für den Laien: es gibt für Motoren verschiedene Reparaturstufen der Lagerschalen, die jeweils nur auf die entsprechend geschliffene Kurbelwelle passen. Also selbst wenn man Lagerschalen für einen Motor findet, wie in diesem Falle, ist die Chance, dass es passende sind, immer noch eins zu fünf….

Man führe sich vor Augen: Seit fast zwei Monaten suchen wir erneut einen Satz Pleuellager in Deutschland, ganz Europa und im südlichen Afrika und in Windhoek fährt ein Satz im Kofferraum spazieren. Und wir finden ihn! Lange habe ich gedacht unsere tolle Unterstützung ist uns verloren gegangen… aber man darf halt nie aufgeben…

Jetzt fehlte nur noch der passende Kurbelwellenlagersatz, denn die Kolbenringe hatten die Heinzelmännchen in Deutschland auch schon aufgetrieben…. Und am Wochenende fliegen Freunde nach Namibia. Was für eine Wohltat wäre es, nicht auf einen Paketdienst angewiesen zu sein….

Und dann gewinnt Deutschland natürlich noch gegen Ghana… Also mir scheint, da geht noch was… Grisu will zum Finale!!! Schließlich war er fast bei allen Sternen dabei…. 54 – 74 – 90 – 2010. (ok, vielleicht nicht immer vor Ort…)

Marcel

Paketlehrstunden…

Montag, Juni 21st, 2010

21.06.2010, Windhoek

Man kann so allerhand über Paketdienste lernen. Leider meistens erst dann, wenn man auf so einen Dienst angewiesen ist. Die erste Erkenntnis ist schon mal:

Nicht überall wo DHL drauf steht, ist auch DHL drin!

Denn seitdem die gute alte Deutsche Post – oder heißt sie noch Bundespost 😉 – DHL einverleibt hat, ist offenbar jedes „stinknormale“ Paket ein DHL Paket. Und wenn man dann als normal denkender Mitmensch zu einer der gelben Filialen geht um ein Paket mit „DHL“ möglichst schnell irgendwo nach Afrika zu senden, dann haben die dortigen Mitarbeiter evtl. noch gar nicht mitbekommen, dass dieser firmeneigene Paketdienst auch noch mehr als die normale Schneckenpost anbietet. So zumindest zweimal an zwei verschiedenen Tagen in zwei verschiedenen deutschen Städten geschehen. Sprich beide unsere Pakete sind zwar per Luftfracht aber als „normales“ Paket unterwegs. Steht aber trotzdem DHL drauf und nicht deutsche Post – was ehrlicher wäre – …

Kommt dann – wenn überhaupt – ein solches Paket im fernen Ausland an, so ist trotz zahlreichen Niederlassungen die eigene Firma dafür nicht mehr zuständig. Ja, kaum zu glauben, DHL wickelt derartige Pakete im Ausland nicht selbst ab, sondern beauftragt damit einen anderen Agenten. Soll wohl deutlich machen, dass sie sich selbst von diesem „Produkt“ deutlich distanzieren. Und da kommt die zweite Erkenntnis ins Spiel:

Denn sie wissen nicht was sie tun…

DHL in Malawi zumindest geht davon aus, das UPS in Malawi damit beauftragt ist. UPS in Malawi weiß davon wiederum gar nichts und vermutet, es sei FedEx. FedEx findet derartige Anschuldigungen einfach nur unfair. Die gute alte Post in Deutschland rät (wie Rätselraten), dass es ja auch die normale Post in Malawi sein könnte… Aber wer sich die Servicetiefe der guten alten deutsche Post vor Augen führt (siehe oben), der kann sich vorstellen, was mit Paketen bei der malawischen Post passieren würde. Oder soll ich sagen, vermutlich mit unseren Paketen passiert ist?

Ich frage mich nur, wer hat sich diesen Sch… ausgedacht. Aber wahrscheinlich hat mal wieder gar keiner gedacht. Ich hoffe möglichst viele Menschen denken zukünftig daran, wenn sie die tolle DHL Werbung im Fernsehen sehen. Es reicht halt nicht einen Paketdienst zu kaufen und die Aufschrift auf den Paketen zu ändern… und die deutsche Post ist halt immer noch eher … deutsche Bundespost…

ein kleines Negerlein

Montag, Juni 14th, 2010

… das blickt allein zum Flieger, die Mädels sind grad abgereist, das drückt ihn ziemlich nieder!

14.06.2010, Windhoek

So, nach knapp zehn Monaten Reisezeit, ungeteilter Viersamkeit, kann ich kaum glauben, dass ich nun alleine hier sitze. Doch am Ende hat die Vernunft gesiegt. Nach vier wunderschönen Tagen mit den Großeltern in Windhoek, haben wir uns entschieden, ein sehr günstiges Last-Minute-Angebot zu nutzen und die Mädels gemeinsam mit den Großeltern heim fliegen zu lassen. Hier ist noch immer nicht geklärt, wie und ob es für Grisu weiter geht, aber darum werde ich mich nun in den nächsten Tagen und Wochen kümmern. Sicherlich kein großes Reiseabenteuer mehr für die Kinder und somit wohl das Beste. Trotzdem hatten wir alle von einem anderen Ende unseres Traumjahrs geträumt…

Hier, an der Paketfront, hat sich noch immer nichts getan. DHL Malawi stochert im Nirvana, DHL Deutschland ist kein Millimeter besser. Auch Kenya Airways meldet sich trotzdem mehrfacher Ansprache nicht zurück. Derweil werde ich nun die letzten „logisch“ ergründbaren Paketirrfahrten nachzuvollziehen. Also vielleicht habe ich Glück bei DHL Zambia, da die Maschinen nach Lilongwe über Lusaka fliegen… und da die Adresse in Lilongwe „Livingstone Road“ enthielt, könnte ein Übereifriger ja die Pakete in Lusaka ausgeladen haben…

Vielleicht werden wir aber dennoch versuchen die Teile, soweit möglich nachzubestellen, oder nachfertigen zu lassen und mit Freunden Ende des Monats nach Windhoek bringen zu lassen.

Und wenn Grisu wieder laufen sollte… und das mit dem 4:0 so weiter geht…. dann könnte man ja vielleicht doch noch zum Finale oder so…

Dann bekommt Grisu aber doch noch eine Aufschrift:    54  – 74 – 90 – 2010… und schwarze und goldene Streifen aufs Rot!

Mit irgendwas muss man sich ja trösten!

Goodbye Grisu…

Montag, Juni 7th, 2010
Goodbye Grisu

Goodbye Grisu

07.06.2010, Lilongwe

Es ist schon seltsam und mehr als traurig. In den letzten Wochen und Monaten haben wir viele Menschen erlebt und kennengelernt, die wirklich über sich hinaus gewachsen sind und Dinge geschafft haben, die sie selbst nicht unbedingt für möglich gehalten, wenn auch gehofft hatten. Sogar an uns selbst konnten wir das ein oder andere Mal feststellen, das man etwas schaffen kann, wenn man nur genug daran glaubt. Ich muss immer wieder an den Blick vom äthiopischen Hochplateau in die Ausläufer des Rift-Valleys denken, genau in dem Moment als unsere Bremsen vollends ihren Dienst versagten. Nachdem ich die Erkenntnis verkündet hatte, hörte ich unsere Passagiere schlucken – wir hatten gerade H-D und Cleverson an Bord – und so versuchte ich so selbstsicher wie möglich zu verkünden, dass es gar kein großes Problem sei. Es folgten 1200 km offroad ohne Bremsen und am Schluss sogar noch der Stadtverkehr von Nairobi. Oder wer hätte gedacht, dass man mal eben mit der Vespa von Spanien zur WM nach Südafrika fahren kann, oder mit dem Fahrrad. Menschen machen die unmöglichsten Sachen möglich, wenn sie nur wollen.

Wenn man das bedenkt, dass müssen bei DHL wohl zur Zeit nicht viele „Wollen“. DHL hat es tatsächlich geschafft, zwei Pakete von unterschiedlichen Absendern, abgesendet an unterschiedlichen Tagen, gleichzeitig zu verbummeln. Kurz gesagt unsere Ersatzteile sind weg. Wohlgemerkt die letzten ihrer Art. (mehr …)